Frankreich, Belgien 2019 (Effacer l'historique) Regie: Benoît Delépine, Gustave Kervern, mit Blanche Gardin, Denis Podalyès, Corinne Masiero, Bouli Lanners, 106 Min. FSK: ab 12
In der Neubau-Siedlung stehen Möbel im Garten, weil das Wohnzimmer als islamischer Gebetsraum untervermietet wird. Ein Blockwart kontrolliert die Mülltrennung. Alle starren auf ihre Smartphones. Eine ganz normal verrückte Welt, in der Marie (Blanche Gardin) Gespräche mit dem Mann führt, der nicht mehr da ist, und Geburtstagskuchen für Sohn backt, der auch nicht mehr da ist. Dass die einsame Frau irgendwann in die Wohnung vom Ex einbricht und eine Packung Kochschinken-Scheiben mitgehen lässt, bevor eine Sex-Nacht startet, an die sie sich später nicht mehr erinnern kann, ist dann die eigentliche Geschichte vom peinlichen Sextape.
Neben der Geschichte von ihrer Freundin Christine (Corinne Masiero), die trotz aller Bemühungen nur schlechte Internet-Bewertungen für ihren Fahrdienst bekommt. Dritter im Bunde der ehemaligen Gelbwesten ist Bertrand (Denis Podalyès), dessen Tochter im Cyberspace und auf der Schule gemobbt wird. Facebook will das Video nicht löschen, zwischendurch verschuldet er sich beim Flirten mit einer Callcenter-Agentin. Klar, dass die seltsamen Freunde zur „Cloud" müssen, um alles zu löschen. Das empfiehlt der Hacker-Gott im Windrad (Bouli Lanners aus Lüttich).
Der alltäglich unerträgliche und trotzdem akzeptierte Wahnsinn der digitalen Welt ist in vielen Szenen und Beobachtungen Thema des neuen Werks vom irren Regie-Duo Delépine/Kervern („Saint Amour" und „Mammuth" mit Depardieu, „Louise Hires a Contract Killer", „Aaltra"). Das Anliegen ist löblich und notwendig, die Ausführung im Vergleich zu den genialen und anarchischen Vorgängern nur mäßig und holperig.