30.11.20

Wir können nicht anders / Netflix

Buck ist wieder da – und das mit Wums. Als einer der vielseitigsten und besten Regisseure Deutschlands legt Detlev Buck noch mal mit Schmackes eine klasse Komödie hin: Edda (Alli Neumann) verführt aus verzweifelter Wohnungslosigkeit und trotz seines furchtbaren Mantels den Junior-Professor für Literatur Sam (Kostja Ullmann, herrlich naiv). Da er sich als ganz nett erweist, nimmt sie ihn sogar mit in ihr Dorf. Doch schon auf dem Weg stolpert Sam mitten im Wald über eine Hinrichtung. Ein paar falsche Entscheidungen später werden er und das gerettete Opfer von einer wilden Horde zu freiwilliger Feuerwehr-Männer verfolgt. Und Edda muss sich bei der Suche nach Sam unangenehmer alter Bekanntschaften entledigen. In einem Dorf, in dem man nicht begraben sein will, ist plötzlich die Hölle los. Und 24 Stunden später zählt es einige Gräber mehr.

Ein Gangster (Sascha Geršak) gibt mit E-Zigarette den Dennis Hopper vom Lande. Tief verwurzelte Frauenfeindlichkeit frustrierter Männer wird zünftig abgestraft. Ihnen bleiben nur Sätze wie: „Ich war doch noch nie woanders. Wo soll ich denn hin? Und was wird aus meiner Mutter?" Das ganze Vergnügen ist toll gespielt, mit feinen Raffinessen sicher inszeniert und setzt inhaltlich Finessen: Hier lassen Flüchtlinge mal deutsche Flüchtende nicht rein.

1993 drehte Buck, die Komödien-Entdeckung aus dem Norden, mit „Wir können auch anders..." seinen dritten Spielfilm (nach „Hopnick" und „Karniggels"). Und wenn er sich mittlerweile als Regisseur und Darsteller von „Knallhart" bis „Bibi & Tina" als Alleskönner erwiesen hat - hier ist er bei seinen Wurzeln: „Auf dem Land haben wir Geduld. Es wird wenig gesprochen." Das mit den sparsamen Worten stimmt noch, dafür gibt es in „Wir können nicht anders" viel sich überstürzende Handlung und Kugeln. Der treffsichere Spaß kann vom Tempo her mit Hollywoods großen Action-Krachern für Weihnachten mithalten.

„Wir können nicht anders" (BRD 2020), Regie: Detlev Buck, mit Alli Neumann, Kostja Ullmann, Sascha Geršak, Sophia Thomalla, 102 Min., FSK ab 16