17.11.20

The Crown, 4. Staffel / Netflix


„The Crown", die Krönung der aktuellen royalen Serien-Unterhaltung, meldet sich in der vierten Staffel mit zwei weiteren Hauptfiguren zurück: Während der 80er-Jahre hat Queen Elizabeth II. mächtig mit Lady Diana Spencer und Premierministerin Margaret Thatcher zu tun. Die beste Staffel bislang begeistert erneut in vielerlei Hinsicht.

Die jahrzehntelange Karriere der britischen Königin Elizabeth (Olivia Colman) lieferte seit 2016 beständig Dramen im Hause Windsor und nur am Rande die Schicksale von zig Millionen Untertanen. Mit der vierten Staffel sind wir in den 80er-Jahren angelangt. Ohne sich auf Lorbeeren auszuruhen, trumpft „The Crown" in der ersten Folge direkt mit einer filmischen Glanznummer auf. Die mehrfache Parallel-Montage zeigt packend und erschreckend die hemmungslose Jagdlust der Adeligen. Auf dem Höhepunkt werden aber sie gejagt: Lord „Dickie" Mountbatten (Charles Dance), Onkel von Prinz Philip (Tobias Menzies) und väterlicher Freund für Charles (Josh O'Connor), fällt 1979 einem Anschlag der IRA zum Opfer. Doch der nordirische Religionskrieg, später der mörderische Kampf um die Falklandinseln, die extremen sozialen Einschnitte Maggie Thatchers im Land - das alles ist Weltpolitik, von der nur kurze Blitzlichter in die Geschichte des Königshauses dringen.

Intern genießen wir die Auftritte von Prinzessin Diana (Emma Corrin) und Premierministerin Thatcher (Gillian Anderson). Mit ihnen muss sich die Queen kurz die weibliche Hauptrolle teilen. Das könnte Märchen-Kitsch geben oder trockene Polithistorie. Aber den exzellenten „Crown"-Autoren gelingt es, mit vielschichtigen Figuren eine immer fesselnde Geschichte fort zu erzählen.

Selbstverständlich will eine boulevardisierte Medienlandschaft unbedingt erfahren, wie es der netten Kindergärtnerin Diana Spencer im herzlosen Haus der Windsors erging. Serien-Schöpfer Peter Morgan hält sich bei erstaunlicher Ähnlichkeit in Mimik und Maske von bekannten Bildern fern. Wochenlange Einsamkeit der jungen Frau im Buckingham Palace explodiert bei der ironisch „Märchen" genannte Folge 3 in einer euphorischen Rollschuhfahrt mit Kopfhörern und Pop-Musik durch leere Palast-Gänge.

Ebenso unterhaltsam und interessant ist die Figur der „Eisernen Lady" Maggie Thatcher. Sie scherzt zu Beginn des traditionellen Rapports der Regierungschefin bei der Herrscherin, dass es mit zwei Frauen in Menopause ja lustig werden wird. Auch diese geheimen Treffen evozieren die unweigerliche Frage: War das wirklich so? Doch unabhängig davon, was echt ist - die Geschichte von „The Crown" ist echt gut.

Die sorgfältige Kamera bringt Augenschmaus. Ein hervorragendes Drehbuch, die gute Wahl der Darsteller, eine klasse Maske und tolles Spiel machen „The Crown" selbst für eingefleischte Republikaner zu einem Serien-Ereignis. Denn die Scherze bei „Lisbeth" und den Anderen gehen zwar oft auf Kosten der Nicht-Royals. Doch Maggie Thatcher, die strenge Tochter aus dem einfachen Volk, hält dem eigentlich lächerlichen Haufen unnützer Adeliger auch Verschwendung von wertvoller Arbeitszeit vor. 

Elizabeth bleibt in zwischenmenschlichen Dingen eine tragische Witzfigur, die sich vor persönlichen Treffen mit ihren vier Kindern erst Informationen über deren Leben zustellen lässt. Wie es in den beiden schon geplanten Staffeln weitergeht, bleibt trotz bereits geschehener Historie spannend. Aber vielleicht tut die Queen der Serie den Gefallen, zum Finale abzutreten.

 (Netflix) *****

(GB, USA 2020), Regie: Benjamin Caron, Paul Whittington, Julian Jarrold u.a., mit Olivia Colman, Tobias Menzies, Helena Bonham Carter, 10 Folgen à ca. 60 Min., FSK: k.A.