27.8.17

Killer's Bodyguard

USA 2017 (The Hitman's Bodyguard) Regie: Patrick Hughes mit Ryan Reynolds, Samuel L. Jackson, Salma Heyek 119 Min. FSK: ab 16

Zwei Superhelden haben auf Urlaub von der Job-Routine sehr, sehr viel Spaß: Ryan Reynolds gibt ansonsten den Deadpool oder - noch alberner - die Grüne Laterne und darf jetzt als perfektionistischer Bodyguard Michael Bryce sein Ranking aufbessern - mit vielen, vielen Leichen. Samuel L. Jackson, als Nick Fury aus den Avengers eine enorme Verschwendung von Potential, gibt den unkontrollierbaren Super-Killer Darius Kincaid, den Reynolds Sicherheits-Pedant Michael Bryce beschützen soll.

Der Präsident von Weißrussland, nicht nur skrupelloser Diktator, sondern auch sadistischer Killer ganzer Dörfer, steht vor dem internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. In diesem Film, in der Realität dauert es noch etwas. Doch der einzige Zeuge, der Vladislav Dukhovich (Gary Oldman) in dieser sehr schwachen und schematischen Konstruktion belasten kann, ist ausgerechnet Darius Kincaid, der sich selbst mehr als 200 Morde zuschreibt. Waren alles üble Kerle - so weit er weiß. Diese vorhersehbare Action- und Buddy-Routine gewährt uns das ausgesprochene Vergnügen, Ryan Reynolds und Samuel L. Jackson komödiantisch an der Arbeit zu sehen. Nach gleich zwei kurzen, coolen Einführungen müssen sie zusammen von London nach Den Haag, wobei ihnen nicht nur Dukhovichs äußerst brutale Killer, sondern auch ein Maulwurf bei Interpol auf den Fersen ist.

So weit, so vorhersehbar. Doch schon wie Michael Bryce als heruntergekommener Bewacher mit eingebildetem „Triple A"-Status von seiner Ex-Freundin Amelia (Elodie Yung) bei Interpol in den Auftrag gezogen wird, ist allein wegen der Gesichtszüge von Reynolds ein herrlicher Spaß. Schon seine eingefrorene Mimik angesichts der größten anzunehmenden Katastrophe im Job erinnerte stark an den wahnsinnigen Blick aus dem genialen Sprechende-Katzen-Film „The Voices". Dass Bryce nun auf Kinkade aufpassen soll, ergibt eine besonders reizvolle Paarung, da der Killer mindestens 28 Mal bei sich überkreuzenden Aufträgen versucht hat, den Aufpasser zu ermorden.

Während die sehr überzogene Action im Europudding-Verlauf der Film-Reise eher langweilt, ist „The Hitman's Bodyguard" wie er eigentlich heißt, ein Hit in Sachen Beziehungen. Ganz zu schweigen von der wunderbaren Freundschaft, die sich zwischen Killer und Bodyguard entwickeln wird, tauschen beide sich noch über ihre Frauen-Probleme aus: Der eiskalte Kinkade ist nämlich ein unheimlich romantischer Killer - der perfekte (Ab-) Schuss gilt ihm nichts, wenn er es seiner Sonja nicht erzählen kann. Dabei hätte Salma Hayeks Sonia, die wegen ihrem Mann im Amsterdamer Knast sitzt, einen eigenen Film verdient. Von der durchgeknallten Art, wie sie den ganzen Laden terrorisiert bis zur schwülstigen Kennenlernszene in einer mexikanischen Kneipe, bei deren Zeitlupe locker zehn miese Typen draufgehen, verdient sie wenigstens den Titel „Des Killers Bodyguard und auch seine Frau".

Klar, dass der harte Typ, der seiner Frau erst einen Korb voller Tulpen in die vergitterte Aussicht stellt, bevor er die Welt rettet, dem spießigen, übervorsichtigen und sehr schwierigen Sicherheits-Fanatiker Bryce einige Beziehungstipps geben kann. So unterhält diese ungleiche Paar vortrefflich und die Stars der Produktion sind jeden Dollar Gage wert, während der tatsächlich ernstgemeinte Teil mit der überzogenen Action eher peinlich ausfällt. Aber man muss ja zwischen dem lauten Lachen auch mal durchatmen.