Komödie, kurz und knackig. Dieses für einen
Festivalwettbewerb erfrischende aber seltene Prinzip hat eigentlich der
lakonische Finne Aki Kaurismäki für sich gebucht. Doch der ist erst morgen
dran. Das Witzigste im Wettbewerb bisher lieferte eine eindrucksvolle Riege
Charakterdarstellerinnen mit nicht minder bekannter Herrenbegleitung: Sally
Potters „The Party“ ist nach Richard Geres „The Dinner“ das zweite feine Essen,
das entgleist. Und wir sind immer noch nicht in der Sonderreihe kulinarisches Kino,
sondern weiterhin im Wettbewerb. Janet (Kristin Scott Thomas) wurde gerade zur
Ministerin im Schattenkabinett der Opposition ernannt. Die Krönung der
politischen Laufbahn soll gefeiert werden. Dazu ahmt Janet einem historischen
Vorbild nach („Doing a Thatcher“) und bereitet das Essen für die meist
feministischen Freunde selbst. Doch um die Gesundheit des Mannes der
Gesundheitspolitikerin steht es nicht zum Besten. Bill (Timothy Spall)
verkündet noch vor dem Toast seine unheilbare Erkrankung. Nun folgen
esoterische Sprüche zum Totlachen vom „deutschen“ Guru Gottfried (Bruno Ganz),
die Bekanntgabe einer erfolgreichen Drillings-Invitro-Befruchtung beim
lesbischen Paar und der Auftritt eines extrem eifersüchtigen Bankers Tom
(Cillian Murphy), dessen Frau ihn mit einem der Party-Gäste betrügt. Die
feministische Regisseurin Sally Potter („Orlando“ 1992, „The Tango Lesson“ 1996)
präsentierte ihre spannenden Themen oft verkopft - diesmal geht die herrlich
geistreiche, beidseitige Geschlechter-Karrikatur ganz über den Bauch, vor allem
über die Lachmuskeln. In knapp 70 Minuten exquisitem Schwarzweiß-Film schießt die
Britin Potter ein unvergleichliches Feuerwerk an Typen und Themen ab. Das
verdient Preise in jeder Hinsicht, für Buch, für Kamera, Regie und für die Darstellerriege
gleich einen Ensemble-Bären.
von
Sally Potter
Großbritannien 2017
Englisch
71 Min · Schwarz-Weiß
Patricia Clarkson (April)
Bruno Ganz (Gottfried)
Cherry Jones (Martha)
Emily Mortimer (Jinny)
Cillian Murphy (Tom)
Kristin Scott Thomas (Janet)
Timothy Spall (Bill)