3.12.14

The Unforgiven

Japan 2013 (Yurusarezaru Mono) Regie: Sang-il Lee mit Ken Watanabe, Akira Emoto, Yûya Yagira 135 Min. FSK: ab 16

Clint Eastwoods „Erbarmungslos" („Unforgiven") ist sein bester Film, vor allem weil er seinen Wandel vom eiskalten Rächer Dirty Harry zum großen Humanisten darstellt. Mit erbarmungsloser Härte. Das japanische Remake folgt der Handlung ohne Änderung, nur die Waffen und das Setting sind anders: Regisseur Sang-il Lee verlegt das blutige Plädoyer für Pazifismus auf die oft verschneite Insel Hokkaido in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Während in Nordamerika nach dem Bürgerkrieg die Cowboys ausrangiert werden, sitzen hier die Samurai auf dem Altenteil, hat die staatliche Macht mit Gewehren die Herrschaft des Schwertes übernommen. So braucht es einige Überlegung, bis „Jubei, der Killer" (Ken Watanabe) sich vom Matsch seiner schäbigen kleinen Farm löst und das verrostete Schwert ausgräbt, um für viel Geld eine misshandelte Prostituierte zu rächen. Denn der Witwer gelobte einst seiner Frau, nicht mehr zu töten.

Das Remake „The Unforgiven" erweist sich als ganz, ganz großes und gewaltiges Epos. Der Schwanengesang eines klug gewordenen Kriegers in einer nicht enden wollenden Folge grandioser Landschaften und Szenen. Die vergleichende Erinnerung an die entsprechenden Momente bei Eastwood gibt dem sensationellen Film zusätzlichen Reiz. Aber vor allem das filmhistorische Wechselspiel mit dem sich die Geschichten über die Relikte Cowboys und Samurai immer wieder gegenseitig befruchten, macht „The Unforgiven" jetzt schon zu einem Klassiker: Wurde doch Eastwood mit „Für eine Handvoll Dollar", also dem Remake von Kurosawas „Yojimbo – der Leibwächter", berühmt. „The Unforgiven", diese neuerliche Volte im Genre-Pingpong, ist gleichzeitig ehrerbietend und selbstbewusst eigenständig.