4.11.14

Plötzlich Gigolo

USA 2013 (Fading Gigolo) Regie: John Turturro mit John Turturro, Woody Allen, Vanessa Paradis, Liev Schreiber, Sharon Stone 91 Min. FSK: ab 0

Sie könnten tatsächlich Vater und Sohn sein: Wie John Turturro als Fioravante, eine Art Ziehsohn von Woody Allens Figur Murray, zwischen alten Büchern des bald geschlossenen Ladens kramen, sehen sie sich sehr ähnlich. Was es noch komischer macht, dass der auch nicht mehr ganz junge Italo-New Yorker bald als „Ho" des „Pimps" Murray einige elegante Frauen glücklich machen wird. Also, dass Murray seinen Freund als männliche Prostituierte vermittelt. Klar, brauchen beide Geld, wie so ein Film einen Handlungsfaden braucht. Doch tatsächlich ist dieser nur ein Vorwand für wunderbare Begegnungen und Menschen-Zeichnungen. Dabei ist gerade nicht das Liebesspiel reizvoll, dass die exzellent gegen das „Basic Instinct"-Image besetzte Sharon Stone als reiche Ärztin mit ihrer Freundin zu dritt erleben will. John Turturro stellt uns als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller vor allem Vanessa Paradis als orthodox jüdische Witwe Avigal vor. Ihr „Coming Out" nach Jahren der Trauer unter Kopftuch und religiös verordneter Perücke stellt eine der vielen Perlen dieses auf feine Weise prominent besetzten Filmes dar.

Turturro ist in seinem neuen Spielfilm nach schönen Schätzchen wie „Romance & Cigarettes", „Illuminata" oder „Mac" kein Tom Ford oder Clooney, aber er überzeugt vor allem die Damen mit einer stillen Größe, die nur entfernt an seinen Bowling-Latino aus „The Big Lebowski" erinnert. Wie immer, wenn Woody Allen auch nur als Darsteller dabei ist, ist es auch ein wenig ein Woody Allen-Film, doch was vor allem in den Dialogen sehr viel Spaß man, übertönt nicht die leiseren Momente. Alles zusammen zeichnet ganz nebenbei ein schönes Bild vom multikulturellen Leben in New York, bei dem in Williamsburgh auch schon mal eine jüdische Bürgerwehr in Polizei-Uniform patrouilliert. Vor allem lässt sich der Film wie seine Hauptfigur beim elegant schlüpfrigen Job schön viel Zeit. So dass man immer wieder und schließlich staunen muss: Was macht dieser Mann doch für wunderbare Filme!