3.11.14

Das grenzt an Liebe

USA 2014 (And so it goes) Regie: Rob Reiner mit Michael Douglas, Diane Keaton, Sterling Jerins 94 Min. FSK: ab 0

Nein, nicht Liebe - das grenzt schon an Körperverletzung: Diese furchtbare Beschäftigungstherapie für zwei bekannte Schauspieler, die Besseres verdient haben und können, sollte man wie Waffen gesetzlich streng verbieten.

Michael Douglas spielt deutlich bemüht, man könnte auch sagen übertrieben, Oren Little, das Ekel der Luxus-Apartments Little Shagrila. Der verwitwete Makler ist gebrechlich und schon länger nicht mehr Nr. 1 im Geschäft. Zudem ist er auch Rassist, mag niemanden, hat aber auch gute Seiten als Hundhasser. Als sein selbstverständlich ungeliebter Sohn, der mit den Drogenproblemen, für neun Monate selbstverständlich unverschuldet in den Knast muss und einen Babysitter für seine neunjährige Tochter Sarah (Sterling Jerins) sowie einen Hund braucht, springt Opa Oren selbstverständlich erst einmal nicht ein. Die zuckersüße Nachbarin Leah (Diane Keaton) übernimmt ungefragt den Job und so können sich die beiden verwitweten Alten annähern. Kaum hat man sich eine halbe Stunde durch das vorhersehbare Drehbuch-Elend gequält, gibt es schon Familienausflüge mit den Senioren, die Sarah nun Oma und Opa nennt.

Besonders ekelhaft ist übrigens die Verachtung des Films für alle Menschen, die nicht ein Haus am See bewohnen. Das sind nämlich alle Junkies und Sträflinge. Voll das Leben also, im Haus am See, wie es sich Hollywood-Autoren mit Haus am See so vorstellen. Ohne Entwicklung oder wirkliches Drama. Man versteht weder, weshalb Oren für mehr als eine Nacht an Leah interessiert ist, noch wieso sie ihn überhaupt toleriert. So verzweifelt muss man doch auch im Altern nicht sein, sich dem Ersten und Schlechtesten an den Hals zu werfen. „Das grenzt an Liebe" ist so unerträglich wie die Bühnenperformance von Leah / Diane Keaton und wird nur noch schlimmer. Sie quält uns und ihr Publikum mit weichgespültem Fahrstuhl-Jazz, während die Aufnahmen versuchen, ihre Falten weich zu zeichnen. Zum Glück fängt sie immer vor dem Ende vom Lied an zu heulen. Ein klebriges Nette-Menschen-Märchen, das reizvoll wäre, wenn man den grimmigen Außenseiter überhaupt erst mal ernst nehmen würde und er nicht von Anfang an zur lebenslangen Besserung verurteilt wäre. Wobei man Oren eigentlich gut verstehen kann, dass er unter lauter laut freundlichen Menschen schlechte Laune bekommen muss. Danach muss man auf jeden Fall einmal Nicholson in „About Schmidt" sehen, um diese eklige Klebrigkeit los zu werden.

Besonders tragisch ist, dass Regisseur Rob Reiner vor zwei Jahrzehnten noch exzellent Filme inszenieren konnte. Man will es nicht glauben - der Gerichtsfilm „Eine Frage der Ehre", die sagenhafte Steven King-Verfilmung „Misery", dazu „Harry und Sally" und auch „Stand by me" sind von ihm. Aber dieses Machwerk vereint nur das Schlechteste, wie auch der Titelsong „Both Sides Now" selbstverständlich ein ausgewählt furchtbares Hippie-Lied von Joni Mitchell ist.