Filmemacher Ali Tabrizi geht in seiner Dokumentation „Seaspiracy" seiner Begeisterung für die Ozeane und Meerestiere nach, um Erschreckendes zu entdecken. Seine romantische Sicht wird von Walstrandungen mit Mägen voller Plastik entzaubert. Dann geht es von Plastikmüll und Mikroplastik direkt um das Überleben der Menschheit: Denn „wir sterben, wenn Wale und Delphine sterben". Tabrizi sammelt Plastik von den Stränden und findet unter anderem einen Plastik-Nemo. In der japanischen Taiji-Bucht filmt er nicht nur das bekannte Abschlachten, dass die Bucht blutig färbt. Es ist auch das Fangen von Delphinen für Zoos und Tiershows, wobei für jeden gefangenen Delphin zwölf andere erschlagen werden, weil sie Konkurrenten der Fischer sind. Dann geht es zum Handel mit Haifisch-Flossen nach Hongkong und der Wert von MSC- und anderen Fischschutz-Siegeln wird kritisch untersucht.
„Seaspiracy" wird erst richtig interessant, wenn Tabrizi seine Person zurücknimmt und die großen Zusammenhänge ins Auge fasst. Die Industrialisierung der Fischerei mit ihren schwimmenden Schlachthöfen spielt vielleicht auch eine große Rolle für unser Klima. Hinter allem steht eine Industrie, die mit zig Milliarden öffentlicher Gelder gefördert wird – die Summe, mit der man den Hunger auf der Erde stoppen könnte. So werden auch afrikanische Fischgründe international leergefischt, die hungernden Fischer jagen Affen, das führt zu Ebola. Einsichten wie diese verderben den Appetit auf Fisch mehr, als die künstlich dramatisierte Jagd nach Informanten.
„Seaspiracy" (USA 2021), Regie: Ali Tabrizi, Lucy Tabrizi, 89 Min., FSK: ohne Angabe