Der knallharte Gangster mit dem weichen Herzen ist ein beliebtes Klischee des internationalen Kinos. In Asien meisterlich verkörpert vom Japaner Takeshi Kitano. Nun hat das koreanische Kino der Filmwelt viel Exzellentes gegeben, aber wie hier der Killer Tae-Gu (Eom Tae-goo) naiv seinem unausweichlichen Ende zuwartet, ist eher Mittelmaß.
Tae-Gu ist ein junger, aufstrebender Mörder für eine Gangster-Organisation. Im gut sitzenden Anzug zeigt sich Tae-Gu als fürsorglicher Onkel für seine Nichte und hilfreich für die Schwester. Als die bei einem Autounfall umgebracht werden, nimmt er hasserfüllt und loyal nimmt er den Auftrag an, den Boss der Konkurrenz in der Sauna umzubringen. Auf dem Weg zu ihm müssen vorher noch ein paar Helfer abgestochen werden. Der einzige Coole unter den uniform langweiligen Charakteren, ein lässiger Cop liefert einen netten Kommentar zum folgenden Bandenkrieg: „Was zum Teufel macht ihr da? Dreht ihr einen Film oder was? Das ist wie in den Achtzigern."
Erst im Finale tauchen die Raffinierten auf, welche die ganze Zeit alle Fäden in der Hand hatten. Dies Ende unterscheidet sich jedoch wenig von einem normalen Tag im Schlachthof für Schweine. Man kann das Film Noir nennen, weil es ja meist dunkel ist und (fast) alle Gangster dunkle Anzüge tragen. Doch „Schlachten mit Stil" wäre die passendere Genre-Überschrift. Sinnlos ist das alles, weil der am Ende ausführlich hingerichtete Tae-Gu vor seinem Martyrium ja keine Schuld auf sich genommen hat. Jedenfalls nicht mehr, als der übliche Auftragskiller von Nebenan. Zumindest das größte Schwein, der intrigante Ma Sang‑gil (Cha Seung‑won) hat Charisma und macht Eindruck, wenn er alle anderen reinlegt. Noch schlimmer als die Gewalt ist die englische Synchronisation, in Deutsch gibt es nur Untertitel. Das Ganze wäre kaum jugendfrei, müsste es durch eine Alterskontrolle.
„Night in Paradise" (Nagwon-ui Bam, Südkorea 2020), Regie: Park Hoon-jung, mit Tae-goo Eom, Yeo-bin Jeon, Seung-Won Cha, 131 Min., FSK: keine Angabe