28.7.18

Mission: Impossible - Fallobst

USA 2018 Regie: Christopher McQuarrie mit Tom Cruise, Simon Pegg, Rebecca Ferguson, Michelle Monaghan, Henry Cavill 148 Min. FSK ab 12

Action-Rentner Tom Cruise klettert wieder an irgendwelchen Abgründen herum, auffällig viele Leute haben einen Latexmasken-Fetisch und es gilt, begehrte Überraschungs-Eier zu finden. Es ist Zeit für „Mission Impossible", den schon sechsten Film der neuen Kino-Serie. Ruhelose Vollbeschäftigung also für Cruise, der ja noch einen ähnlich gelagerten Nebenjob als „Jack Reacher" hat.

Ethan Hunt (Tom Cruise) und sein Team von amerikanischen Geheimdienst IMF (Alec Baldwin, Simon Pegg, Ving Rhames) sind diesmal auf der Jagd nach Überraschungs-Eiern voller Plutonium, die eine mysteriöse Gang namens „Die Apostel" hochgehen lassen will. Deren Boss John Lark ist ein großer Unbekannter und so gibt sich Hunt für Lark aus. Auch die restliche Handlung würde mit tödlicher Langeweile ganze Kinoketten vernichten, wenn es nicht dauernd knallte und krachte.

Da springt man für den Effekt lieber mal aus 8000 Meter durch ein Gewitter über Paris ab, statt den Billigflieger zu nehmen. Im Fall muss Hunt noch Walker, seinen ungeliebten Partner, retten. Wobei sich beide vorher noch ausgetauscht haben, wie man über das Retten von Mitarbeitern denkt. Denn das ganze Schlamassel dieses Films wurde nur nötig, weil Hunt das Leben seines Kumpels wichtiger einschätzte, als den Kauf von gefährlichem Irgendwas mit Plutonium.

Der Einsatz von Hightec-Spionagespielzeug unter hochdramatischer Musik mit deftigem Bass-Einsatz. Berlin, Paris, London, Ramstein und Kaschmir - nicht die neuesten Filialen einer Modemarke, sondern selbstverständlich die nicht wirklich attraktiven Handlungsorte des Thrillers. Verfolgungsjagden per Auto, Motorrad und Hubschrauber. Und dazu heftiger Action-Durchfall in Form von Martial Arts - Prügeln in asiatisch - auf einer zuvor unbeschädigten und edlen Club-Toilette. Auch „Mission: Impossible - Fallout", der sechste Teil der „Mission: Impossible"-Reihe, liefert quasi Fallobst des Action-Kinos, das im Schatten der Marvel-Superhelden überleben muss.

Ethan Hunt zeigt viel Herz gegenüber gut aussenden französischen Polizistinnen, die dummerweise in der Schusslinie stehen. Aber vor allem muss er immer wieder seine Liebe beschützen, die von hinterlistigen Schurken in die schmutzigen Geheimdienstgeschäfte reingezogen werden. Die Moral der Geschichte gab es in einer flämischen „Professor T"-Folge mit einem fiesen Dilemma zusammengefasst: Ein Gebäude brennt und man kann seine Mutter oder den Forscher mit dem Gegenmittel für Aids im Kopf retten. Lösung: Wer seine eigene Mutter opfert, verdient keine Kur gegen Aids! So siegt vor allem die Teamarbeit, von Mann und Frau, geheimdienst-übergreifend, und liefert gleich drei spannende Parallel-Handlungen im Finale, das mit einem grandiosen Doppelcrash an steiler Felswand endet. Dass dann Hunt wieder irgendwo ziemlich hoch herumklettert, wirkt als Routine reichlich lächerlich.

Auch der Handlungs-Twist, dass Ethan Hunt das Vertrauen seiner Behörde verliert, ist mittlerweile ein Standard wie die Nachricht vom Tonband (sic!), das sich dann selbst vernichtet wie eine Snapchat-Message. Da helfen nur noch ein Doppel-Twist und ein paar Doppel-Agenten. Dieser standardisierte Action-Quark, der schließlich auf einer TV-Serie aus dem vergangenen Jahrtausend basiert, ist halbwegs erträglich vor allem durch gute Nebendarsteller, wie den besseren Donald Trump Alec Baldwin als Minister Alan Hunley. Diese Mit- und Gegenspieler sorgen für ein Niveau, das Cruise selbst nicht aufbringen kann. Ihnen nimmt man die Skrupel eher ab, dass sie etwas gegen ihren Willen und gegen ihre eigene Überzeugung machen müssen.

Die bissige Rache eines alten Widersachers und die grundsätzliche Verbissenheit Hunts werden aufgewogen von ein paar witzigen One-Linern. Einzige Rettung aus der Routine versprechen die Einsätze von Hunts Assistenten Benji, gespielt vom Komiker Simon Pegg: Er darf Hunt bei einer der vielen Verfolgungsjagden fernsteuern, verwechselt aber dank umgedrehtem Bildschirm rechts und links. Dazu übersieht er wegen 2D einige Höheninformationen. Das auch ganz frisch schon angestaubte Gesamtergebnis „Mission: Impossible - Fallout" scheint unter ähnlicher Orientierungslosigkeit in der modernen Kinolandschaft zu leiden. Trotz Produzenten wie Regisseur Christopher McQuarrie und J.J. Abrams, und wahrscheinlich wegen Produzenten wie Tom Cruise.