19.6.18

Ocean’s 8

USA 2018 Regie: Gary Ross, mit Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Mindy Kaling, Sarah Paulson, Awkwafina, Rihanna, Helena Bonham Carter 111 Min. FSK ab 0

Er sah gut aus, die Unterschrift war Nebensache, doch damals wurde Debbie Ocean (Sandra Bullock) aus der berühmt-berüchtigten Trickbetrüger-Familie der Oceans vom schönen Galeristen selbst reingelegt: Fünf Jahre, acht Monate und zwölf Tage im Knast folgten, aber die Eröffnungssequenz zeigt, dass wir uns um Debbie keine Sorgen machen müssen. Ein paar clever-dreiste Tricks und sie logiert neu ausgestattet in einem New Yorker Luxushotel. Alles ohne Geld und unter falschem Namen. Die alte Komplizin Lou (Cate Blanchett) haust in einem bröckeligen Loft, macht Dollars mit dem Verschneiden von Wodka und lässt sich nicht lange bitten, bei großen, unmöglichen Coup mitzumachen, den Debbie in fünf Jahren, acht Monaten und zwölf Tagen Auszeit ausgetüftelt hat.

Sandra Bullock scheint diese klasse Rolle mit maximaler Begeisterung auszufüllen. Zwar irritieren anfangs irgendwelche Veränderungen an ihrem Gesicht, die Details zu diesem Thema werden wohl in den Klatsch-Blättern zu finden sein. Gradheraus, klar und zielstrebig folgt sie Punkt für Punkt ihrer Erledigungs-Liste. Die Vorstellungsrunde der sieben (plus eins) Frauen von „Ocean's 8" gerät dank interessanter Figuren nicht zu langweiliger Routine: Da es darum geht, Cartier ein Hundert Millionen Dollar schweres Collier abzuluchsen, ist die Juwelierin Amita (Mindy Kaling) dabei. Die junge Trickbetrügerin Constance verblüfft als Schweizer Messer in Sachen Taschendiebstahl und ihre Darstellerin Awkwafina sorgt für jungen, flippigen Spaß. Rihanna gibt cool und lässig zugleich die Hackerin Nine Ball. Aufgeregt und schrullig hingegen Helena Bonham Carter als Modedesignerin Rose Weil. Denn Debbie will das Collier nicht selbst aus dem Tresor im Keller von Cartier klauen. Sie lässt es sich liefern, und zwar zur berühmten Met-Gala im New Yorker Metropolitan Museum of Art. Tragen soll es dort das neurotische Sternchen Daphne Kluger (Anne Hathaway) und Rose erscheint ihr nach ein paar manipulativen Tricksereien als die perfekte Designerin für die Abendgarderobe.

Ja, tatsächlich: Daphne Kluger, da muss man an Diane Kruger denken, doch nur Heidi Klum taucht von den deutschen Prominenten wirklich auf - „Ocean's 8" ist in Sachen Prominenz ein paar Zähler unterhalb von „Ocean's 11" anzusiedeln und nicht alle Witze zünden. Der größte Gag ist tatsächlich, dass Danny Ocean auf einem Friedhof liegt, Todesjahr 2018. Man kann George Clooney förmlich grinsen sehen, anlässlich dieser Gemeinheit gegenüber den Fans von Ocean's 11-13, in denen Steven Soderbergh mit Clooney, Pitt und einer erweiterten Star-Riege die Rat Pack-Raubzüge von Frank Sinatra, Dean Martin und Co aus den Sechziger Jahren herrlich wiederbelebte. Aber jetzt ist Frauen-Power angesagt bei „Ocean's 8": Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Rihanna und Helena Bonham Carter sind die Gallionsfiguren dieser netten Variante von Produzent Soderbergh. Allerdings lassen sich Macho-Kebbeleien und Bromance-Sprüche nicht so einfach einer Geschlechts-Operation unterziehen. Doch Zickenkrieg bleibt uns bei diesem unterhaltsamen Raubzug erspart und Bullock brilliert als Schwester von Danny Ocean, alias George Clooney.

Denn wenn „Star Wars" mit Diversifikation viel Geld machen kann, kennen die Oceans - unter damit der geniale Regisseur, Kameramann und Produzent Steven Soderbergh - diesen Trick schon lange. Nur ist „Ocean's 8" kein Soderbergh-Film. Und auch keine Frau übernahm seltsamerweise den Regie-Posten. Mit Gary Ross ist dieser nicht ideal besetzt. Er hat zwar mit „Seabiscuit", „Die Tribute von Panem" und „Pleasantville" gute Sachen auf die Leinwand gebraucht, aber diese souveräne Leichtigkeit der „Ocean's"-Serie geht ihm ab. Irgendeinen Blödsinn, die frotzelnde Kumpelhaftigkeit einer Handvoll Gauner, die besondere Chemie zwischen den eingespielten und tatsächlich lang bekannten Stars Clooney und Pit, die Chuzpe, eine zwar spannende, aber wenig originelle Nichtigkeit mit höchster Eleganz zu inszenieren, das alles ist nicht übertragbar.

So funktioniert zwar der Wechsel von Poker und Casinos zu Mode und Schmuck, der Raubzug verläuft spannend, die Überraschungen gelingen und Debbie bekommt auch ihre persönliche Rache unter. Doch Blanchett kann nur ein paar verschiedene Gesichter zeigen, weitere Beteiligte wirken unterfordert, die zweite Reihe der acht Gangsterinnen erscheint kostengünstiger und alles fühlt sich eher als nette Kopie an und nicht wie eine richtig originelle Neuauflage. Das kraftvolle feministische Versprechen von Nancy Sinatras Song „These boots are made for walkin'" wird schon gar nicht erfüllt.