20.6.18

Nicht ohne Eltern

Frankreich 2017 (Momo) Regie: Vincent Lobelle, Sébastien Thiéry, mit Christian Clavier, Catherine Frot, Sébastien Thiéry 86 Min. FSK ab 6

Ein junger, etwas sorglos bekleideter Mann lauert André Prioux (Christian Clavier) beim Einkauf mit seiner Frau Laurence (Catherine Frot) auf. Patrick (Sébastien Thiéry) redet unverständlich aber sehr aufgeregt, haut dann mit dem vollen Einkaufswagen des Paares ab. Die Tüten voller Lebensmittel stehen nach deren Rückkehr ins üppige Heim schon bereit, aber auch der lallende Mann, der wegen seiner Laute bald Momo genannt wird, ist da. Mit freundlicher Herablassung versucht man das seltsame Gerede des herzlich begeisterten Fremden zu verstehen. Wobei Laurence dies bald gelingt, während André weiterhin Übersetzungs-Hilfe braucht. Als sich Momo das geliebte Auto leiht, hat Andrés Geduld jedoch ein Ende. Da findet sich in Momos Sachen ein altes Foto des Paares mit dem krakeligen Schriftzug „Mama und Papa" auf der Rückseite.

Momo wirbelt das Leben der beiden nicht mehr ganz so fitten, aber immer adretten und vor allem kinderlosen Alten durcheinander. Während sich André mehrmals mit großen Gesten aufregen darf, wallen bei Laurence Muttergefühle gewaltig hoch. Aber es kommt auch noch eine alte Affäre ans Tageslicht. „Nicht ohne meine Eltern" verläuft eine Weile als etwas seltsame Klamotte mit einigem Bildwitz. Die reifen Hauptdarsteller Christian Clavier und Catherine Frot können in diesen erst mal sinnfrei albernen Eingangsszenen ihre Würde bewahren.

Aber statt in Richtung Tiefgang etwa das wahre Wesen der braven Bürger auszuloten, häufen sich die Absurditäten mit dem Zuzug einer blinden Schwiegertochter samt bissigem Köter. Beim Tierarzt stellt sich heraus, dass man mit dem bissigen Schäferhund nur deutsch sprechen muss, um ihn zu beruhigen. Dieser seltsame Gag nimmt gleich mehrere Minuten in Anspruch und stellt eine Herausforderung für die Synchronisation dar. André wird immer misstrauischer und genervter während der vermeintliche Trickbetrüger mit schwangerer Verlobter bei ihm einzieht. Laurence hingegen lebt anlässlich dieses Familienzuwachses auf.

Aus dem großen Pool exzellenter französischer Film- und Theaterschauspieler gibt es immer reichlich Einsatzkräfte für so eine Boulevard-Komödie. Catherine Frot kann sehr feine Darstellungen wie die Hebamme in „Ein Kuss von Beatrice" oder die präsidentielle Vertraute in „Die Köchin und der Präsident" und geht auch bei extrem peinlichen Klamauk nicht ganz unter. Was letztlich das Positivste an diesem schlechten Scherz ist.