23.5.18

Solo: A Star Wars Story

Solo: A Star Wars Story

USA 2018 Regie: Ron Howard, mit Alden Ehrenreich, Woody Harrelson, Emilia Clarke, Donald Glover, Thandie Newton 135 Min. FSK ab 12

Ja, das war schon ein genialer „move" vom Piloten Han Solo: Einfach mal das Raumschiff um neunzig Grad drehen, um aus einer Sackgasse bei der klassischen Verfolgungsjagd zu entkommen. Dass dies im Weltall eigentlich ziemlich albern ist und nur bei Gravitation und mit Alphalt unter den Rädern ein Kunststück wäre, muss hier unterschlagen werden. Wir treten ein ins „Star Wars"-Universum, klassische zwei-dimensionale Unterhaltung für die Fans. Und wir erleben in „Solo: A Star Wars Story", wie Han Solo, der Erfinder dieses Solo-Saltos zu dem wurde, den wir als Harrison Ford aus den klassischen „Star Wars"-Filmen kennen.

Mit der bisherigen Zusatz-Episode zur klassischen, dreifachen „Star Wars"-Trilogie hat der neue „Star Wars"-Eigner Disney Glück gehabt. „Rogue One" war ganz gut gelungen. Nun darf Altmeister Ron Howard („Apollo 13", „Ransom", „The Da Vinci Code") das Vorleben von Harrison Ford, sprich: Han Solo, auf die Leinwand bringen. Der Einzelfilm „Solo: A Star Wars Story" ist ein Prequel, eine Vorgeschichte zum ersten „Star Wars"-Film von 1977.

„Solo" zeigt Han (Alden Ehrenreich) als Dieb und Schmuggler auf dem üblen Planeten Correlia, ein Job der neuerlich von Star Lord in „Guardians of the Galaxy" übernommen wurde. Dieser Auftakt besteht praktisch nur aus Verfolgungsjagd mit ganz kurzen Atempausen. Darin romantisches Drama, weil Han seine große Liebe Qi'ra (Emilia Clarke) bei der Flucht zurücklassen muss. Dann rasant weiter aus dieser Welt mit Unterdrückung im Nazi-Design direkt in die Laufgräben von irgendeinem furchtbaren Krieg. Der ideale Ort, um wieder abzuhauen, diesmal mit einem ganzen Trupp von Schmugglern unter der Leitung von Tobias Beckett (Woody Harrelson). Und die haben direkt einen ganz großen Raubzug vor...

Bevor man auch nur beim kleinsten Popcorn-Eimer den Boden sehen kann, sind hier schon drei Geschichten erzählt, zig Personen eingeführt und vier Action-Höhepunkte erledigt. Bei Routinier Howard - der als Erzsatz-Regisseur einsprang - läuft der Film wie geschmiert. Obwohl man die Versatzstücke für Spannung und Figuren alle schon mal gesehen hat , auch in ganz anderen Genres. Han könnte ein kleiner Gauner mit Anlage zum Rebell in New York oder im Western sein. „Solo" ist vor allem eine Gangster-Geschichte, austauschbar mit Bank-, Zug- oder Casino-Raub. Aber aufgepimpt mit den „Star Wars"-Elementen passt das und unterhält problemlos.

Denn schon rast ein doppelter Zug über frei schwebende Gleise heran, der überfallen werden muss. Die persönlichen Geschichten am Lagerfeuer sind abgehandelt, später erfahren wir noch, dass der Vater von Han tatsächlich an dessen Lieblings-Raumfahrzeug Millenium Falcon rumgeschraubt hat. Vor allem die Vorstellung vom späteren Co-Piloten Chewbacca (Joonas Suotamo) im schlammigen Kerker ist ein netter Spaß. Neue Fahrzeuge und Kreaturen gibt es zuhauf, besonders in der unerlässlichen Weltraum-Bar.

Für die Fan-Gemeinde wurde schön viel Wiedererkennungs-Spaß in den Film gehangen, etwa mit dem Würfel-Anhänger, den Han Solo noch einige Filme am Rückspiegel baumeln hat. Aber das Ganze funktioniert auch für Nicht-Anhänger der Kirche von der heiligen Macht. Selbstverständlich wird die große Geschichte um das Erstarken des Imperiums wie schon in dem Solo-Film „Rogue One" weitererzählt. Im natürlichen, jährlichen Geldvermehrungs-Rhythmus einer Episoden- (2019 gibt es die nächste) und einer Solo-Folge aus dem Disney-Imperium.

Han Solo ist mit Alden Ehrenreich richtig gut besetzt. Er ähnelt ihm zwar nicht besonders, verfällt aber immer wieder sehr nett gelungen in die Mimik von Harrison Ford. Die Frauenrollen erscheinen diesmal eher dekorativ als Liebesobjekt im klassischen Dilemma zwischen Hure und Heilige. Also hier Qi'ra als Verräterin für Dryden und einfaches Mädchen aus dem Slum mit viel Liebe für Han. Doch „mann" sollte sich davon nicht täuschen lassen. Die losen Fäden für die Fortsetzung versprechen bei Qi'ra und auch bei den bunt zusammen gewürfelten ersten Rebellen viel Vielfalt.

Ohne Höhepunkte unspektakulär gut erweist sich „Solo: A Star Wars Story" als einfaches, unterhaltendes Abenteuer. Das nebenbei klarmacht, wie sehr dieses einträgliche Genre durch die neuen Superhelden-Filme von Marvel runter gekommen ist. Bei den Erben und Aufkäufern des Lucas-Imperiums wird (noch) anständig erzählt, hier sind die Figuren wichtiger als Effekte, von denen es auch nicht wenige gibt. So wirkt „Solo", diese alte Geschichte aus der „Star Wars"-Saga, tatsächlich altmodisch. Und bis auf eine Szene am Ende ohne die Jedi-Esoterik richtig bodenständig. Hier wird das Popcorn vergangener Jahrzehnte im Niedergang der Massenunterhaltung plötzlich zum Qualitätsartikel.