6.3.18

Molly’s Game

USA 2017 Regie: Aaron Sorkin mit Jessica Chastain, Idris Elba, Kevin Costner, Michael Cera 140 Min. FSK ab 12

Einen Oscar für diese Rolle gab es nicht, aber die „Poker-Prinzessin" Molly Bloom und ihre Darstellerin Jessica Chastain sind genau die starken Frauen, die gerade im Hollywood-Trend liegen. Dass „Molly's Game" allerdings den Bechdel-Test nicht bestehen würde, weil keine zweite Frau für einen intelligenten Dialog, der nicht von Männern handelt, da ist, fällt bei aller Spannung, dem super Schauspiel und der flotten Inszenierung des Biopics und Krimis nicht auf.

Molly Bloom (Jessica Chastain) hat schon einiges erlebt, als sie verzweifelt beim Anwalt Charlie Jaffey (Idris Elba) aufläuft: Als Ski-Fahrerin konnte erst der zweite Bruch des Rückgrates ihre Olympia-Hoffnungen stoppen. Danach hat sie über zehn Jahre hinweg den exklusivsten geheimen Poker-Ring der Welt betrieben und ein Buch darüber veröffentlicht. Jetzt wurde Molly, obwohl sie seit zwei Jahren kein illegales Spiel mehr geleitet hat, erneut verhaftet. Der besonders ehrenwerte Anwalt Jaffey lehnt die mittellose und vermeintlich kriminelle Klientin ab. Durch ihr Buch ist er aber gefesselt von dieser Frau, die seiner Tochter im Wartezimmer die besseren Ratschläge gibt.

Für den ersten Umschwung sorgt die Tatsache, dass Molly Bloom in ihrem Buch nur Namen nannte, die schon bekannt waren. Mit Jaffey lernen wir nun in der Rückblende Molly kennen. Wie aus ihrem Bürojob die Assistenz in einer sehr prominenten Poker-Runde wurde, die dann gleichzeitig Abend-Kurse in Sachen Börse, Politik, Kunst und Hightech-Entwicklungen war. Als ihr Boss, der keine Ahnung hat, was eine Excel-Tabelle ist, verärgert das lächerliche Gehalt kürzen will, macht Molly eine eigene, exklusive und luxuriöse Poker-Runde auf. Mit ein paar Klicks auf ihrer SMS-Liste und mit den Spielern ihres Ex-Chefs.

Die sehr kluge Frau war zwar erstaunt über das Ausmaß des Spiels mit schon mal fünf der reichsten Menschen der Welt, darunter berühmte Schauspieler und Finanzjongleure, aber sie lernt extrem schnell. Dabei wird sie nicht gierig, lässt keine Drogen und keine Prostituierten zu, bis auf einen privaten Joint auf dem Balkon. Auch hält sie sich lange an die Regeln, nichts von den Einlagen der Spieler abzuzwacken. Doch ihre Gutmütigkeit wird ausgenutzt und als irgendwann über 30 Leute von 600 Polizisten gleichzeitig verhaftet wurden, konnte man ihr doch etwas vorwerfen. Sie hatte am Ende mit der russischen Mafia zu tun, blieb aber trotzdem loyal zu allen Kunden und verriet keinen einzigen Namen. Denn nur um diese zu erfahren, hat die Staatsanwaltschaft sie nun erneut angeklagt.

„Molly's Game" ist inhaltlich die wahre Geschichte einer erstaunlichen Stehauf-Frau, die von Kindesbeine mit enormem Druck zurecht kommen konnte. Diese Molly Bloom war eine rebellische Tochter eines perfektionistischen, knallharten Vaters und Trainers (sehr präsent: Kevin Costner). Der Reiz dieses sehenswerten Films liegt aber vor allem an der Inszenierung von Aaron Sorkin, die mit flottem Dialog und Schnitt der Schlagfertigkeit Mollys entspricht. Sorkin, der auch das Drehbuch nach Molly Blooms Buch „Molly's Game: Der Insiderbericht über die Pokerrunde der Stars" schrieb, ist bekannt für seine Bücher zu „The Social Network", „Steve Jobs", „West Wing" und „The Newsroom". So beeindruckt hier Frauen-Power auf der Leinwand, auch wenn die knappe Erklärung von Mollys Persönlichkeit durch den Vater eine dicke Portion psychologisches „mansplaining" darstellt.