5.3.18

Arthur & Claire

BRD, Österreich, Niederlande 2017 Regie: Miguel Alexandre mit Josef Hader, Hannah Hoekstra, Rainer Bock 99 Min. FSK ab 12

Amsterdam sehen und sterben

Dieser Hader! Allein wie dieser Hader in seinen Figuren diese nur scheinbar grobe, aber eigentlich aus dem Übersensiblen entstehende Menschenfeindlichkeit an den Tag legt, ist immer wieder ein Fest. Grandios, wie er mit seinen Rollen - vor allem in den Haas-Krimis - immer wieder an der Fassade der belanglos freundlichen Zwischenmenschlichkeit kratzt. (Seine eigene Regiearbeit „wilde Maus" lassen wir hier gnädigerweise unerwähnt, weil wir da einen schwächeren Hader sehen.)

Nun fliegt Josef Haders Figur Arthur nach Amsterdam ein, um sein Leben beenden zu lassen, und trifft auf eine ebenso bissige junge Frau, dies sich auch umbringen will. Es wird kaum ein Happy End geben können, aber wie die beiden sehr unterschiedlichen Selbstmörder miteinander um ein Glas voller Tabletten kämpfen, ist echt komisch. Er ist alters- und lebensmüde, sie jung. Sie lebendig, er deprimiert.

Arthur und Claire verstehen sich auf Anhieb in ihrer Abneigung: „Haben Sie an Ihrem letzten Abend wirklich nichts Besseres zu tun, als anderen Leuten auf die Nerven zu gehen?" „Österreicher, das ist ja noch schlimmer als Deutscher", bemerkt Claire beim seinem Einmarschieren in ihr Hotelzimmer. Sie stehen sich in ihren bissigen Bemerkungen um nichts nach. Dabei ist sie eine Holländerin, die keinen Käse isst, und er ein Österreicher, der nicht Ski fährt. Arthur kann wegen seines Tumors nicht mehr richtig atmen, sodass es ihm nicht wirklich gelingt, ihr hinterher zu rennen, als sie eine neue Überdosis Tabletten besorgen will. Doch dann gehen sie zusammen essen, kiffen und werden dabei wunderschön ehrlich.

Der erfahrene Regisseur Miguel Alexandre wechselt seit Jahren zwischen seinen Fernseh-Krimis, Fernsehfilmen wie „Starfighter" und Kino-Projekten wie „Störtebeker". Für „Arthur & Claire" schrieb er das Drehbuch zusammen mit dem Kabarettisten Schauspieler und Regisseur Josef Hader. Das einfühlsame Werk ist nur oberflächlich ein dunkler Film, weil die traurigen Gesichter hell strahlen, wenn es mit kitschig bunt beleuchteter Rikscha durch die Nacht an den Grachten geht. Neben Josef Hader ist Hannah Hoekstra („Hemel", „App") für Menschen jenseits der Käsegrenze eine Entdeckung. Es ist eine Freude und ein Schmerz, den beiden zuzusehen.