12.1.15

Unbroken

USA 2014 Regie: Angelina Jolie mit Jack O'Connell, Domhnall Gleeson, Garrett Hedlund, Finn Wittrock 137 Min. FSK: ab 12

Niemand, aber wirklich niemand, würde nach uninformiertem Durchleiden des knackigen, altmodischen Kriegs- und Heldenfilms „Unbroken" auf die Idee kommen, dass dieser von Angelina Jolie inszeniert wurde. Ganz ohne den paternalistischen Blödsinn von den friedliebenderen Frauen (siehe Gegenbeispiel Kathryn Bigelow) - Jolie ist Sondergesandte des UN-Flüchtlingshochkommissars und ihr erster Spielfilm „In the Land of Blood and Honey" war eine schwer erträgliche, aber engagierte und gelungene Anklage der serbischen Greuel gegen Frauen während des Bosnien-Krieges. Doch nun: Kriegsfilm, Luftschlacht, ein Lobgesang des Durchhaltens und Zähnezusammenbeißens. Denn wir US-Amerikaner sind ja doch die wahren Übermenschen und lassen uns von den japanischen Unmenschen nicht kleinkriegen!

Louis Zamperini ist der italienische Einwanderer, der schon als Kind schikaniert und gequält wurde. Doch er stand immer wieder auf und lief schnell und immer schneller, bis er - schon begleitet von den Durchhalteparolen des älteren Bruders - als sensationeller Läufer reüssiert. Bis zu den Olympischen Spielen von Berlin 1936 schafft es der Sunnyboy Zamperini (Jack O'Connell). Nur nach Tokyo zu den nächsten kommt er nicht, dafür reist Louis mit B 52-Bombern nach Japan. Der 2. Weltkrieg, von dem der Film nur in einer Szene japanische Opfer zeigt, verlangt den amerikanischen Jungs viel ab. Nach einer Bruchlandung im Pazifik treiben sie 47 Tage im Schlauchboot zwischen Wind und Wellen und Haien, bevor japanische Soldaten die letzten beiden Überlebenden festnehmen. Nun wird das Gefangenenlager unter einem sadistischen Aufseher (Miyavi) zur wahren Hölle. Der verhinderte Samurai mit dem weichen Gesicht hat es aus unerfindlichen Gründen besonders auf den ehemaligen Laufstar Zamperini abgesehen.

So weit, so oft schon gesehen. „Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence" mit David Bowie sowie David Leans „Die Brücke am Kwai" zeigten die berüchtigte Härte japanischer Gefangenenlager. Ganz aktuell erinnert wieder (nur noch nicht in Deutschland) „The Railway Man" mit Colin Firth an den traumatischen Bau der Eisenbahnlinie. Bei Angelina Jolie, die tatsächlich gut inszenieren kann, sieht das alles sehr gut aus (Kamera: Roger Deakins), selbst die 36er-Olympiade in Hitlers Berlin.

Doch beim martialischen Durchhalten, das im Gegensatz zu anderen Flucht- und Ausbruchs-Filmen keine Nachrichten über den Kriegsverlauf und keine Hoffnung kennt, regiert ein völlig einseitiges Monster ohne Persönlichkeit hinter der Maske. Nun wird dieser wahrscheinlich dämonisch geplante Aufseher durch den japanischen Popstar Miyavi nicht besonders talentiert gespielt. Ganz anders 1983 bei „Furyo – Merry Christmas, Mr. Lawrence" von Nagisa Ōshima: Ryūichi Sakamoto verkörperte neben David Bowie den aus schwuler Selbstverleugnung sadistischen Hauptmann Yonoi und komponierte auch die Musik. Beides gelang damals besser und vor allem vielschichtiger. Während „Unbroken" sadistische Quälereien ausführlich zeigt, scheint für Blicke ins Innere der Figuren kein Interesse vorhanden zu sein. Es reicht, dass der echte Louis Zamperini, der 2014 hoch betagt starb, staatlich anerkannter Volksheld ist. Diesen Fehler einer schön aussehenden, aber uninteressanten Nichtigkeit von Film (nach Laura Hillenbrands Roman „Unbroken" / „Unbeugsam") konnten selbst die Coen-Brüder als Drehbuch-Doktoren nicht verhindern.