26.1.15

Die Böhms - Architektur eine Familie

BRD, Schweiz 2014 Regie: Maurizius Staerkle-Drux 87 Min. FSK: ab 0

Im Gegensatz zu anderen Dokumentationen zeigt „Die Böhms - Architektur eine Familie" keine Star-Architekten sondern eine bürgerliche Familie aus Köln, deren „Boss" genannter Patriarch Gottfried Böhm 1986 als bisher einziger deutscher Architekt mit dem Pritzker-Preis, dem „Nobel-Preis der Architektur" ausgezeichnet wurde. Der 94-jährige Boss, der immer noch zeichnet, mischt sich auch immer noch in die Architektur-Arbeiten seiner erwachsenen drei Söhne ein. Was überraschend, aber dann sehr rührend wirkt, wenn sie zusammen am Grabstein der Mutter arbeiten. Denn viel stärker als das Feiern der Architektur wirkt in der gelungenen Dokumentation zum Beispiel die Beziehung Böhms zu seiner mittlerweile dementen Frau, die während der Dreharbeiten stirbt. „Die Böhms - Architektur eine Familie" ist sehr persönlich, sehr nahe an den Menschen.

Der junge Regisseur Maurizius Staerkle-Drux war bereits mit der Familie bekannt, bevor er sich über zwei Jahre in sehr privaten Aufnahmen der außergewöhnlichen Familie näherte. Mit wundervollen Szenen, etwa wie der 94-Jährige Gottfried Böhm mit seinem älteren (!) Bruder im Garten Tischtennis spielt. Denn der Film hat auch einen eigenen, leichten Humor: So bemerkt „der Boss" nach der Besteigung seines eigenen, eindrucksvollen Treppenhauses, dass er nun eine Möglichkeit zum Hinsetzen braucht - „is' aber nichts", stellt er fest. Trotzdem ist auch ein halbes Jahrhundert nach der Fertigstellung dieses Rathaus in Bensberg noch ein modernes Gebäude. Einer seiner Söhne, Peter, befindet sich gerade im Streit um den Kölner Moscheen-Neubau, ein anderer baut ein Krankenhaus in China. Luftaufnahmen erfassen die Strukturen der markanten Betonbauten, doch so eindrucksvoll diese tatsächlich sind, diese Familie Böhm ist noch spannender.