3.7.07
Sketches of Frank Gehry
USA, BRD 2005 (Sketches of Frank Gehry) Regie: Sydney Pollack 83 Min.
Der Filmmensch Sydney Pollack ("Jenseits von Afrika" 1985, "Tootsie" 1982, "Die drei Tage des Condor" 1975) begleitete fünf Jahre lang immer wieder seinen Freund Frank Gehry. Das faszinierende und begeisternde Porträt eines prägenden Architekten unserer Zeit bietet eine ungemein reiche und vielschichtige Dokumentation: Da taucht das Gefühl eines jungen Juden in katholischer Umgebung ebenso auf wie die Einflüsse von Hieronymus Bosch oder der einstige Disney-Mogul Michael Eisner, der sich von Gehry ein Eishockey-Stadion bauen ließ.
Die "Sketches" von Sydney Pollack, der erste Dokumentarfilm des Oscarpreisträgers, spannen einen mutigen Bogen vom Privaten zum Öffentlichen Raum. In seiner eigenen Gehry-Wohnung begeistert sich der Regisseur über die ungewöhnlichen Lösungen des Architekten. Während sich die Arbeiten in der vielköpfigen, arbeitsteiligen Gehry-Fabrik von angeschnittenen und verdrehten Papiermodellen bis zu eigens entwickelten Computersimulationen entwickeln, nähert sich der Film dem Meisterwerk Gehrys, dem 1997 eröffneten Guggenheim-Museum in Bilbao. Auch die ästhetische Herausforderung, die Faszination von Räumen auf einer zweidimensionalen Leinwand zu zeigen, findet hier ihren Höhepunkt. Man will sofort ein Flugticket nach Bilbao kaufen.
Gleichzeitig zeigt uns die enge Freundschaft zwischen Filmer und Objekt einen ungewöhnlich intimen Blick auf den durchaus fragilen Werdegang des heutigen Architektur-Stars. Anteil am Mythos Gehry haben auch die Erinnerungen seines berühmten Therapeuten Milton Wexler, der meint, vor allem er wäre durch seinen Patienten bereichert worden. Gehry ließ sich bei Künstlern, nicht bei "engstirnigen Architekten" inspirieren, war immer Außenseiter. Der Jude änderte 1954 wegen einer Ehefrau seinen Namen von Goldberg in Gehry. Dass man hinter der Fassade des Stars meist einen stillen, sensiblen Menschen sieht, ist das andere Kunststück dieser außerordentlichen Dokumentation.