9.7.07

Harry Potter und der Orden des Phoenix


USA/GB 2007 (Harry Potter and the Order of the Phoenix) Regie: David Yates mit Daniel Radcliffe, Emma Watson, Rupert Grint 138 Min. FSK: ab 12
 
Die Feder ist mächtiger als das Schwert - modernisiert hieße das: Die Zauberstäbe von Harry Potter und Kumpanen sind erfolgreicher als die Lichtschwerter aus "Star Wars 1-6". Wer jetzt mehr Geld macht, oder die Macht mit sich hat, soll hier nicht interessieren. Bedenklich ist allerdings - nach fünf von sieben "Harry Potter"-Filmen, wie weit die Wirkung von kleinen Stöckchen mit Magie reicht. Wie viele Duelle mit einem halben Sushi-Set lassen sich ermüdungsfrei auf die Leinwand bringen? Wann erinnert man sich im action-festen Halbschlaf an die Zahnstocher-Fechtereien von Disneys "Hexe und Zauberer" aus der Kinderzeit? Um nicht vom Hölzchen aufs Stöckchen zu kommen: "Harry Potter 5" langweilt mit viel Blitz und Leinwanddonner beim Handgelenk-Zucken ohne Karajanschen Geistesblitz. Doch es gibt noch ein anderes Duell in Harry Potter ...
 
Was bisher geschah ... führt zu weit und ist bestimmt von Warner copyright-geschützt. Deshalb nur kurz: Der 15-jährige Zauberlehrling Harry Potter (Daniel Radcliffe) wird öffentlich angegriffen und erlebt in der Oberstufe von Hogwarts den Schmerz von Einsamkeit und Außenseitertum. Selbst Ober-Gandalf Dumbledore, die langbärtige Vaterfigur, hält sich fern. Nur ein treuer Freundeskreis glaubt an die baldige Wiederkehr Lord Voldemoorts und übt stundenlang neue Tricks mit kleinen Zauberstäbchen und Lateinvokabeln. Das erweist sich vorteilhaft im Finale, wo die Schüler bei der Oberstufenfahrt nach London tatsächlich Voldemoort sowie eine besonders hinterhältige Helena Bonham Carter bekämpfen müssen. Die Filmlänge dehnt sich so mühsam über zwei Stunden, zu selten kommen originelle Ideen des Buches wie eine Briefeule vorbeigeflattert.
 
"Harry Potter und der Orden des Phoenix" beginnt als kaltgrauer Horror, peinigt seinen Helden immer wieder mit Albträumen und wirkt stellenweise wie ein erwachsener Film. Doch so ein Potter auf Zelluloid muss jedes Mal mindestens zwei Herren dienen: Da wäre die leidige und dramaturgisch störende Pflicht, der Romane Handlungsfülle hinterher zu hecheln. Und im besten Falle gelingt der Kür eine eigenständige Spannung über zwei Stunden Film. Die lässt sich im inneren Duell von Harry finden. Zum geistesverwandten Todfeind Voldemoort besteht eine Gedankenverbindung, die einerseits gepeinigte Freunde von Harry retten kann, den Jungen aber gefährlich zu beeinflussen droht. Diesem Kampf im Gesicht von Daniel Radcliffe ist das letzte Finale gewidmet, unterstützt durch eine intensive Montage von Erinnerungen und Gefühlen. (Wie überhaupt das Aufgebot an Schauspielkunst beeindruckt.) Der Wert von Freunden und Menschen, die man liebt, erweist sich disney-haft als wirkungsvollste Waffe. Simpel, doch in dieser düsteren Umgebung und für das junge Zielpublikum eine durchaus positive Aussage. Ansonsten bleibt auch marketing-technisch ein Zweifel am Erfolg des Zauberstabs: Wenn jedes dahergelaufene Waldstöckchen Potter-Merchandise sein kann, wird der Kram niemals so cool werden wie Lichtschwerter mit Batterien.