26.6.07
Stirb langsam 4.0
USA 2007 (Die Hard 4.0) Regie: Len Wiseman mit Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant 128 Min. FSK: ab 16
Bruce will es noch mal wissen: Mit dem Polizisten John McLane und drei "Stirb langsam"-Filmen hat ihm die Filmgeschichte ein Stereotyp angehängt, das er schwer los wird. Nur frühe Fans der genialen TV-Serie "Moonlighting" ("Das Model und der Schnüffler") erkennen das spöttische Zucken in den Mundwinkeln bei den allzu coolen Männersprüchen. Doch die fehlen im Alterswerk, digitale Tricksereien nehmen McLane die Action aus der Hand.
Zwölf Jahre nach "Stirb langsam 3" schiebt der Polizist John McLane immer noch nüchtern und frustriert seinen Dienst. Als er nach Feierabend routinemäßig den jungen Computer-Hacker Matt Farrell (Mac-Ikone Justin Long) verhaften soll, landet der Held wider Willen selbstverständlich wieder mitten in einem ganz großen Ding. Das wissen wir nicht nur, weil ein Stromausfall schon den Vorspann flackern ließ. Matt war nur ein kleines Rädchen bei einer Cyber-Attacke auf die komplette Infrastruktur der USA. Erst fällt der Strom aus, dann Ampeln, Telekommunikation, öffentliche Versorgung und längst herrscht Chaos auf den Straßen. Dass dieses ganze Szenario nur dazu dient, richtig Kasse zu machen, wirkt einfallslos. Von den Gangstern und den Drehbuchschreibern.
Doch McLane lässt sich nicht beirren, haut und schießt sich zum Kopf der Terroristen durch. Der erweist sich ironischerweise als frustrierter US-Geheimdienstler, Prinzip freiwillig zündelnde Feuerwehr. Der späte Nachschlag beginnt noch mit handfester Action, mit der Willis sehr präsent die Teile 1-3 bestimmte und auf eigene Faust die Welt rettete. Zumindest amerikanische Flughäfen und Finanzzentren. Doch der Zyniker des Haudrauf-Genres wirkt lakonisch und müde. Verständlich angesichts völlig abgehobener Action, bei der McLanes Polizeiwagen einen Hubschrauber aus der Luft holt und sein Laster sich erfolgreich (!) mit einem Düsenjäger duelliert.
Solche Sprünge auf Senkstarter sah man bereits mit einkopiertem Schwarzenegger in "Last Action Hero" (Regie: John McTiernan) und hoffte schon 1993, dies sei der letzte Action-Held mit so grobklotzigen Mitteln. Danach kam die elegantere, rasantere und in Höhepunkten des Genres auch poetische Action Asiens bei uns an. Diese Epoche haben die Macher von "Stirb Langsam 4" (Produzent: wieder John McTiernan) scheinbar verschlafen. Die Wiederbelebung spielt zwar in den Hauptrollen mit dem Gegensatz aus "Golden Oldie" und jungem Computer-Freak. (Genial besetzt: Long, der in Apples Werbefilmchen immer dem langweiligen PC-Typen die Show stiehlt.) Auch sehr nett die Nebenrolle mit McLanes Tochter: Schlagfertig unnachgiebig, der Apfel haut hier nicht weit vom Stamm rein. Doch die altmodische Handlung begeht Leichenfledderei in Sachen Willis-Filmographie: Die Überführung eines Zeugen aus "16 Blocks", das Chaos aus Explosionen und kopflosen Institutionen aus "Armageddon". Dazu sind die Übergangsszenen zwischen den zugegeben bemerkenswerten Action-Ideen schreiend schlampig geschrieben. Insgesamt herrscht der Eindruck, hier wollte jemand mit unserem guten Bruce schnelle Kasse machen. Und diese Verbrecher scheinen noch damit durchzukommen.