12.6.07

Hot Fuzz


Großbritannien 2007 (Hot Fuzz) Regie: Edgar Wright mit Simon Pegg, Nick Frost, Jim Broadbent 121 Min. FSK: ab 16
 
"Wie man auf den Bush klopft, so schießt es heraus ..." Diese alte Volksweisheit hat sich auch beim G8-Gipfel wieder bewährt, korrekter: als verkleideter Agent Provocateur mit Steinen bewehrt und gegen die Polizei-Kollegen geschmissen. Fast unpolitisch und äußerst spaßig erzählt "Hot Fuzz" eine ähnliche Geschichte: Wer Verbrechen sucht, wird aktenkundig werden.
 
Londons Polizei hat einen Helden: Sgt. Nicholas Angel (Ko-Autor Simon Pegg) ist allerdings so übereifrig, dass ihn nicht nur seine Frau, sondern auch das komplette Kommissariat versetzt. In die hinterste Provinz, da wo das Verbrechen laut Statistik noch gar nicht angekommen ist, die Zellen genau so leer sind, wie die Aktenordner der ungelösten Fälle. Nun sitzt Angel in Sanford, dem Paradies der heilen Bürgerwelt, nippt immer streng an seinem Cranberry-Saft, und kann einfach nicht den komplizierten Kopf abschalten. Aber trotz einiger verdächtiger Gestalten passiert rein gar nichts, dafür sorgt vor allem das aufgerüstete Sicherheitsnetz des Bürger-Wachvereins. Sowie eine alberne Polizeitruppe, die sich unter Leitung von Frank Butterman (Jim Broadbent) vortrefflich aufs Kuchenessen versteht.
 
Und eigentlich vermisst man auch im Kino das Verbrechen nicht: "Hot Fuzz" erfreut circa ein halbe Stunde lang als in Dialog, Bild und Schnitt umwerfend komischer Film. Wenn dann doch das Verbrechen zuschlägt, bleibt auch der spritzige "Splatter" nicht aus. Klar, Regisseur Edgar Wright zeigte schon in "Shaun of the Dead", wie gerne er mit Blut rummacht. Zwar beherrscht er alle Flüssigkeiten von Ketschup über Bolognese-Soße bis zum echten Filmblut, doch solche Matschereien sind nicht jedermanns / jederfraus Sache.
 
Unser Durchschnittstyp Nicolas Angel bekommt jedenfalls seine Fälle, die erst als Unfälle durchgehen. Wobei nicht nur der zwielichtige Supermarkt-Chef Skinner (Ex-Bond Timothy Dalton) die Morde verdächtig treffend kommentiert. Auch der Musikeinsatz amüsiert sich genau mit den richtigen Titeln: "Fire" zur noch kokelnden Brandleiche und Dire Straits singen vom "lovesstruck Romeo" zum ermordeten Schauspielpärchen, das zuvor eine grandios elende Dorfimitation von Baz Luhrmanns "Romeo und Julia" hinstümperte.
 
Doch vor allem in der letzten halben Stunde wird Nicolas Angel zum Rache-Engel, lässt mit einem Waffenarsenal, das auch Bruce Willis begeistern würde, die Bürgerwehr mit ihren ebenso haarsträubend wie herrlich ausgefallenen Motiven hochgehen. Es schwante einem schon bald, dass Einiges hinter den Dorfkäuzen steckt. Vor allem Nicks Streifen-Partner Danny Buttermann (Komiker Nick Frost) führt ihn zu den Filmen, welche das Nachdenken nachhaltig abstellen. Aber selbstverständlich werden beide im parodistischen Western-Finale die Posen der "Bad Boys" Will Smith und Martin Lawrence imitieren, werden ihre eigenen filmreifen Sprüche beim Knock Out kommentieren. Nicht nur der Prüfungskommission "Unser Dorf soll schöner werden" bleibt dabei die Luft weg. Der Kampf um die Modell-Stadt gerät zum Action-Spaß, sprich: zur Zerstörungsorgie. Die ist - abseits von tödlichen Geschmacksfragen - vor allem hervorragend gemacht. Wie der Spaß auf allen anderen Ebenen.