11.3.14

Mittsommernachtstango

BRD, Argentinien, Finnland 2012 Regie: Viviane Blumenschein 82 Min. FSK: ab 0

Wer jemals einer finnischen Tango-Band lauschen durfte, weiß dass Aki Kaurismäki Recht hat, wenn er denn Ursprung des Tango im hohen Norden verortet. Der große Regisseur der Lakonie erzählt diese Geschichte und die Regisseurin Viviane Blumenschein verifiziert sie mit ihrem herrlichen Film „Mittsommernachtstango" im Niemandsland zwischen Dokumentation und Fiktion.

Die musikalische Ursachenforschung fängt dann doch noch mal richtig mit Gardel an: „Mi Buenos Aires Querido" wird von der Kamera als „dreckige Stadt, in der es schöne Musik gibt" gestreift. Klar, und wir haben die Sauna erfunden, lautet der trockene Kommentar eines Argentiniers. „Wir den Tango. Ihr die Sauna. Dabei belassen wir es." Dabei ist es umwerfend komisch, wenn man die Geschichte umdreht und drei Tango-Typen aus Südamerika mit den finnischen Stars dieser Musik-Gattung zusammenbringt. Sie presst in einer Szene vier seiner Protagonisten in ein Taxi und zitiert damit nebenbei noch „Night on Earth". Dann könnte man noch hinzufügen, umwerfender lakonischer Humor ist eine Erfindung von Aki Kaurismäki und daher klar finnisch wie der Wodka. Eine Menge gute Musik nimmt die Regisseurin und Autorin dieser absolut sehens- und hörenswerten Dokumentation am Rande ihres langen Reisewegs auch auf.

Drei der impulsiven, schwungvollen Argentinier treffen auf die langsamen, misstrauischen Finnen. Wenn die drei Touristen an einem See bemerken, wie ruhig hier alles und auch die Menschen sind, ist das ein weiteres Detail der unterhaltsamen Landeskunde zu Finnland. Die Besuche bei finnischen Tango-Legenden wie M.A. Numminen sorgen für mehr als nur einen Soundtrack, und auch ihn würden die Herren kommentieren: Seltsam, aber schön. Selbst die Missverständnisse zwischen den Bandoneon-Spielern unterschiedlicher Kontinenten sind köstlich und könnten besser kaum von Drehbuchschreibern ausgedacht werden.