10.3.14

Man of Tai Chi

USA, VR China, Hongkong 2013 Regie: Keanu Reeves mit Tiger Chen, Karen Mok, Keanu Reeves, Yu Hai 105 Min.

Der neue Film von Keanu „Neo" Reeves verortet den Star auf der Matrix seiner Rollen in die Ecke der Bösen: Sein Fight Club-Boss Donaka Mark sieht gut aus, ist mächtig und mächtig unsympathisch. Noch interessanter als diese Figur ist die Tatsache, dass Reeves erstmalig Regie führt und das gar nicht schlecht.

Der nicht mehr wirklich jugendliche Tai Chi-Schüler Tiger (Tiger Chen) erfährt vom alten Meister, dass er sein Chi mäßigen solle, dass ihm mal etwas Meditation gut täte. Doch statt Abwehr nutzt Tiger seine Kraft um den Speer des Lehrers zu zerbrechen. Was seinen zukünftigen Lebensweg besiegeln würde, prophezeit düster der weise Alte.

Bald darauf gerät Tiger, der als Paketbote arbeitet und Tai Chi in Karate-Wettkämpfen erfolgreich einsetzt, ins Visier der unheimlichen Unternehmers Donaka (Keanu Reeves), der wohl nur zum Schein eine Sicherheitsfirma in China leitet. Hauptsächlich organisiert er illegale Kämpfe im Untergrund. Seine Pay Per View-Kunden zahlen dabei auch für den Tod des Unterlegenen. Wobei die Kämpfer jederzeit von versteckten und offenen Kameras beobachtet werden.

Als Tiger zum Star dieser Untergrund-Kämpfe wird, wandelt er sich. Er genießt und sucht den Ausbruch brutaler Gewalt, kämpft wie besessen, sodass selbst die hart gesottenen Handlanger Donakas anerkennen müssen: „Der ist ein Killer!" Nun ist Tiger mit zwei grundverschiedenen Arten von Kämpfen beschäftigt und kann sie nicht immer auseinanderhalten. Als er sich entscheidet, doch nicht töten zu wollen, steckt er schon zu tief mit drin. Vielleicht kann ihn noch die Polizistin helfen, die parallel versucht den Ring dieser Fight Clubs auffliegen zu lassen, obwohl ihr Chef sie schon von dem Fall abgezogen hat.

„Man of Tai Chi" klingt nur von der Handlung und den Kämpfen her noch billiger Massenware, aber wie auch immer zum Fight Club gesagt wird, steht mehr dahinter. Zuerst einmal steckt Keanu Reeves nicht nur drin sondern inszenierte auch zum ersten Mal. Wobei die Kampfszenen vom bewährten Spezialisten Yuen Woo-ping choreografiert wurden, der von seinen Anfängen mit Jackie Chan Ende der Siebziger bis zur Arbeit für Ang Lees „Tiger & Dragon" sowie
den Matrix-Filmen zum bekanntesten Meister der Film-Kämpfe wurde. Mit von der Partie bei den letzten Hits war auch Tiger Hu Chen als Stuntman für diese Szenen. Aus der Freundschaft zu Keanu Reeves entstand schließlich dieser Film, in dem der asiatische Hauptdarsteller meist mit einem undurchdringlichen Gesicht herumläuft - um es positiv zu werten.

Wirklich bemerkenswert ist jedoch die Intensität der Kampfszenen, die mit erstaunlich wenigen Schnitten eine authentische Wirkung erzeugen. Auch durch den speziellen Kampfstil entstehen faszinierend fließende Bewegungen, welche die Kamera von Elliot Davis kaum einfangen kann. Eine neue filmische Form entspricht der anderen Form asiatischer Kampftechniken.

Keanu Reeves hält sich auch dabei bis zum Finale zurück. Dazwischen ist er erschreckend dämonisch und kalt. Und wenn sein Donaka Mark das eigentliche Ziel der ganzen medialen Inszenierung verrät, dann ist das ganz nah am „Running Men", ist es eine zynische Menschenjagd kombiniert mit einem Experiment im Stile der „Truman Show". An dem auch wir als Zuschauer mitschuldig sind.