11.3.14

Cerro Torre - Nicht den Hauch einer Chance

Österreich, Großbritannien, USA, Argentinien 2013 (Cerro Torre: A Snowball's Chance In Hell) Regie: Thomas Dirnhofer 101 Min.

Aktuell erfährt scheinbar jede eine extreme Randsportart durch kräftige Finanzspritzen einer Gummibärchen-Limo einen enormen Schub. Dieses sogenannte „Redbull Media House" - andere nennen es Werbeagentur - haut reihenweise Extremsport-Dokus raus, in denen die meisten Leute irgendwo am Körper Werbeaufkleber tragen. Diesmal ist es der junge Freeclimber David Lama, der ganz ohne Hilfsmittel, also als Freeclimber, als erster den wohl ziemlich steilen Cerro Torre besteigen will. Hacken und Seile gibt es zwar, aber nur zur Sicherung. Auch eine Kletterroute, die einst mit einem schweren Schlagbohrer angelegt wurde, aber die können ja die Kameraleute in der Wand nutzen, während die Helikopter-Kameras den anderen Blickwinkel einfangen. Und auch ein ganzes Team von Mitkletterern gibt es, sowie jahrelange Vorbereitung und mehrere Versuche. Wie gesagt: Freeclimber, so ganz pur, nur der Mensch und der Stein...

Der sehr vorhersehbare und schematische Film für ein begrenztes Publikum von Kletterfreunden beginnt mit der Geschichte des jungen Freeclimbing-Stars David Lama, dessen Vater ein Sherpa war. Bei allen Mätzchen der Inszenierung und den vielen Mützchen mit Werbung drauf, ist es wieder die gleiche Geschichte eines verwegenen Plans, einer verrückten Idee mit den Phasen des Scheiterns, der Frustration, des Wartens und schließlich dem fest eingeplanten Erfolg, der trotzdem triumphal aufgeblasen wird. Das Dumm-Fernsehen ist mittlerweile auch in höchste Gipfel vorgedrungen, sodass auch hier alles, was man schon aus zig Winkeln sehen konnte, noch einmal nachträglich beim Lagerfeuer erzählt werden muss. In schwer verständlichem Alpendialekt selbstverständlich. Dieser rekordversessene Höhenrausch ist ein Tiefpunkt des Dokumentarfilm-Genres.