21.12.07

Astronaut Farmer


USA 2007 (Astronaut Farmer) Regie: Michael Polish, mit Billy Bob Thornton, Virginia Madsen, Max Thieriot 104 Min. FSK: ab 6
 
Nicht nur in seiner Aussage ist der "Astronaut Farmer" altmodisch: Den Ansari-X-Preis für den ersten privat finanzierten Weltraumflug, 10 Millionen Dollar, hat sich mittlerweile der kalifornische Raumfahrtpionier Burt Rutan abgeholt. Und beim Music-, Flug-, Zug- und nun Raumflug-Pionier Richard Branson stehen die Leute Schlange, um mit Virgin ins All zu düsen. Doch Raumflug scheint auch heute immer noch ein Abenteuer zu sein, wenn man die Schwierigkeiten der NASA mit Schaumstoff und Hightech-Küchenkacheln bedenkt.
 
Da ist eine Aussage besonders interessant: Die NASA kann einfach keinen privaten Flug zulassen, weil dann ihr Jahresetat von über 10 Milliarden reichlich übertrieben wirken würde! Doch erst einmal fängt alles ganz harmlos verschroben an. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, ein großer für die Menschheit" hört man, während ein Cowboy im Raumanzug vom Pferd steigt, um ein entlaufenes Kalb zu fangen. Dieser Space-Cowboy ist Charles Farmer, ein Landwirt in Texas, der in seiner Scheune aus den Resten von Luftfahrtprogrammen eine Rakete baut. Der "Astronaut Farmer" hat zwar haufenweise Schulden, aber einen großartigen Charakter. Charles war einst Pilot der Luftwaffe, aber flog damals aus dem Raumfahrtprogramm, weil er zu seinem sterbenden Vater fuhr. Jetzt läuft er wie selbstverständlich die ganze Zeit im Raumanzug rum und bestellt 10.000 Liter Treibstoff.
 
Das lässt die Jungs vom FBI anrücken, es wird komisch, denn die wissen bald selber, dass nicht Farmer der Trottel ist. Wie Schulze & Schultze von "Tim & Struppi" sind die Männer im Anzug immer im Bild, aber nie im Bilde. Auch witzig, wie Bruce Willis als erfahrener Raumfahrer ("Armageddon") vorbeikommt, um Farmer von seinem Plan abzubringen - vergebens. Als dann die Rakete tatsächlich zündet, sieht das allerdings sehr nach Looney Tunes aus. Und der Film hat es sich inzwischen bei den abgewetzten Ideen gemütlich gemacht.
 
"Astronaut Farmer" hebt nie richtig ab, hat die schönsten Flugaufnahmen mit einem Raketen-Karussell für Kinder. Es
bleibt ein netter Familienfilm und ein echter Männerfilm im Sinne von "Kuck mal, wer da hämmert". Das wird überdeutlich, wenn Thornton und Bruce Willis mit Bierflasche vor dem Hobby-Mobil stehen und sich kindisch freuen. Trotz ihrer völlig verrückten Anlage spielt Billy Bob Thornton mal wieder eine eigentlich recht normale Figur, eine Rolle wie für Kevin Costner, der mitten im Maisfeld im Nirgendwo ein Baseball-Platz anlegte.
 
Auf die Frage, weshalb er unbedingt ins All fliegen will, antwortet Farmer: "Es ist mein Traum." Seine Rakete heißt dementsprechend "Der Träumer". Mehr braucht es nicht in einem us-amerikanischen Film, vielleicht noch im Nachbrenner ein "Gib niemals auf!" Das hat alles seltsame Ähnlichkeit mit dem Arche-Noah-Film "Evan Allmächtig", nur war da der Held ein fanatischer Katholik und hier ist es ein aufgeklärter Mann der Wissenschaft. Überzeugender macht das die Film-Idee nicht.