19.12.05
U-Carmen
Südafrika 2005 (U-Carmen eKhayelitsha) Regie: Mark Dornford-May mit Pauline Malefane, Andile Tshoni, Zweilungile Sidloyi 126 Min. FSK ab 6
Bizets "Carmen" mit den Liedtexten in der südafrikanischen Xhosa-Sprache, mit den schnalzenden Lauten, die wir aus Miriam Makebas "Click Song" kennen, das ist so ungewöhnlich wie faszinierend. Ebenso das Setting in einem Township zwischen Prostituierten, Schmugglern und Polizisten sämtlich schwarzer Hautfarbe. (Theater-) Regisseur Mark Dornford-May zeigt in "U-Carmen eKhayelitsha" das alte Drama von Verführung und Eifersucht glaubhaft verbunden mit den aktuellen Themen des Landes, lässt einige traditionelle Lieder aber vor allem viele dokumentarische Straßenszenen einfließen. Ein Kunstgenuss, der Augen und Ohren für die Vielfalt der Welt öffnet. "U-Carmen" erhielt den Goldenen Bären bei den Berliner Filmfestspielen 2005. Die Hauptdarstellerin Pauline Malefane, eine in Südafrika sehr bekannte Sängerin, nahm bewegt die Ovationen für ihre packende Carmen im Berlinale-Palast entgegen.
Carmen (Pauline Malefane) lebt in einem Township von Soweto und bändelt mit dem Polizisten Jongikhaya (Andile Tshoni) an. Doch als sie einem jüngeren nachgibt und bei Schmugglergeschäften mitmacht, nimmt das bekannte Drama seinen Lauf. Es könnte komisch klingen, aber bei dieser Carmen in einer fremden Sprache ergibt sich eine reizvoller Vexier-Klang: Die Melodien sind bekannt, die Stimmen passen, aber auch wieder nicht. Doch die Handlung in sich, dieser Hexenkessel aus Leidenschaft, Armut, Eifersucht und Wahnsinn ist völlig stimmig, man könnte vergessen, dass Bizets Original "etwas" nördlicher, in Sevilla angesiedelt ist.
Regisseur Mark Dornford-May realisierte zuerst eine Bühneninszenierung der Oper, die er dann mit seinen Schauspielern zu einem Spielfilm machte. Sicherlich die spannendste Carmen-Variation zurzeit - neben Goran Bregovics "Carmen with a Happy End" - der ersten Carmen mit einem Balkan-Akzent und begleitet vom "Wedding and Funeral Orchestra"!