5.12.05
Factotum
USA, Norwegen 2005 (Factotum) Regie: Bent Hamer mit Matt Dillon, Lili Taylor, Fisher Stevens, Marisa Tomei, Didier Flamand 94 Min. FSK ab 12
Bukowski - trocken und nüchtern
Charles Bukowski ist irgendwie nicht mehr richtig in Mode. Vielleicht weil man seinem Saufen, dem Delirium, dem Rumhuren und dem es-auch-noch-alles-richtig-gut-finden nur begrenzt viele Varianten abgewinnen kann. Nach Barbet Schroeders "Barfly" mit Mickey Rourke verfilmte nun Bent Hamer ("Kitchen Storys") eine Bukowski-Geschichte,
und zwar ganz ungewöhnlich: Trocken und nüchtern!
Henry Chinaski (Matt Dillon) ist Schriftsteller - manchmal. Meistens ist er besoffen, und das volle Kanne. So fliegt er aus jedem Job raus, aber das mit Stil. Den Laster mit Gefrierkost lässt er vor einer Bar auftauen. Den Vorarbeiter, der sich zwischen ihn und seinen Drink stellt, rennt er heftig über den Haufen.
In solch knappen Szenen mit sparsamem Off-Kommentar ist Bent Hamer exzellent. Stille, seltsame Kerle in aberwitzigen Situationen machten auch seine "Kitchen Story" zum Hit in Sachen trockener Humor. Matt Dillon spielt Henry Chinaski als Trottel von Qualität von Laurel und Hardy. Aber auch als ganz ernsthaften Beobachter und Schriftsteller mit Kostproben der Literatur von Bukowski.
Die nüchtere, fast distanzierte Bukowski-Interpretation von Bent Hamer sieht in ihren besten Momenten aus wie ein Jarmusch oder ein Wenders. Allerdings leidet die Story unter der Abwesenheit von Entwicklung, geht nur beschränkt rauf oder runter mit dem Anteil des Alkohols im Blut.
In guten Momenten gewinnt Chinaski auf der Pferderennbahn, wird von der reichen Mätresse Laura (Marisa Tomei) ausgehalten und lebt in völliger Sexual-Harmonie mit Jan (Lili Taylor). Was bedeutet, dass sie beide fast gleichzeitig kotzen und sofort wieder zur Flaschen greifen und ins Bett hüpfen. Dann fliegt der Alki wieder aus dem Job, kriegt seinen Führerschein nicht zurück und auch keine der Geschichten, die er zu Zeitschriften schickt.
So lassen sich die lakonischen Momentaufnahmen fast ohne Filmmusik, das Philosophieren über Pferdewetten, Sex und die Frauen vielleicht als ruhige, feine Beobachtungen preisen. Ein nüchterner Bukowski halt.