BRD 2019 Regie: Susanne Heinrich, mit Marie Rathscheck 80 Min. FSK ab 12
Kluge Filme sind selten im deutschen Kino. So bekam letzte Woche der neue Film von Alexander Kluge kaum Beachtung. Und jetzt ein feministischer Essay- und Experimental-Film. Der immerhin mit dem Max Ophüls Preis ausgezeichnet wurde.
Schon im ersten Bild kündigt das melancholische Mädchen in dem fortan vorherrschenden ironischen Ton eine Identifikations-Verweigerung an. Die junge Frau schreibt ein Buch, aber kommt „über den ersten Satz des zweiten Kapitels nicht hinaus". Deshalb setzt sie sich in den 15 Episoden angeblich intensiv mit ihrem Nichtschreiben auseinander. Sie könnte aber auch sagen, dass sie ein Motorrad repariert. Die Szenen des Films würden sich kaum verändern.
In starren Kameraeinstellungen folgen Begegnungen und Thesen. Alltägliche Situationen, die Geschlecht bestimmen, bekommen eine rosa, aber vor allem eine satirische Färbung: In der Geburts-Vorbereitungsgruppe sagt das melancholische Mädchen, sie möchte nur ein Kind haben, um es zu einem Terroristen aufzuziehen. Später sieht man die Wohnungslose als Prinz und Prinzessin im Schaumbad. Alle ihre Sätze klingen ziemlich, denn „Zyniker sind enttäuschte Romantiker". Wobei - so emotionslos und ohne Engagement bei der Hauptfigur, das ist höchstens Ironie.
Episode 7 ein animiertes Musikvideo. Lustlosigkeit als Attitüde eines bisexuellen Mannes wird gefolgt vom Nackt-Boxen und nackt Nudelessen mit einem älteren Mann, der Hausmeister oder Philosoph ist.
Der Debütfilm der zwanzigjährigen Susanne Heinrich ist bunter und leicht popiger Essay-Film, in dem Statuen steif Statements absondern. Wobei auch dies wieder ironisch ist, denn ein vollkommen emotionsloses Deklamieren sähe ganz anders aus. So ist „Das melancholische Mädchen" formal und inhaltlich etwas interessant. Neue Erkenntnisse oder Sichtweisen vermittelt das ungewöhnliche Werk nicht.