11.9.17

Logan Lucky

USA 2017 Regie: Steven Soderbergh mit Channing Tatum, Adam Driver, Daniel Craig, Seth MacFarlane, Katie Holmes, Hilary Swank 119 Min. FSK: ab 12

Steven Soderberghs Rückkehr zum Kino nach einem kurzen Flirt mit dem Pay-TV ist so sensationell, wie Soderbergh immer war: Statt „Ocean's Eleven" im glitzernden Vegas gibt es jetzt „Ocean's 7-Eleven" in West-Virginia, ganz volkstümlich benannt nach der Kiosk-Kette für Jedermann. Denn ein sagenhafter Raub wechselt an einem 7-Eleven seinen Besitzer ...

Der einfache Arbeiter Jimmy Logan (Channing Tatum) ist erst in einer Mine ganz unten, dann richtig als er seine Kündigung erhält, weil er unfallträchtig humpelt. Ohne Job wird es doppelt problematisch, dass seine Ex mit der geliebten Tochter und einem dämlichen Mustang-Händler in den nächsten Staat ziehen will. Deshalb plant Jimmy mit seinem einarmigen Bruder Clyde (Adam „Paterson" Driver) die Wochenend-Einnahmen einer benachbarten Nascar-Rennstrecke zu rauben. Also nicht Bonnie sondern Jimmy und Clyde. Das originell triste Brüderpaar braucht allerdings die Hilfe der Bleifuß-Schwester und eines Ex-James Bond, der als Panzerknacker im Knast sitzt.

Allein der Auftritt eines auch blondiert, tätowiert und etwas gehirn-amputiert sehr coolen Daniel Craig lohnt diesen Film. „Logan Lucky" ist wieder ein mehrschichtiger Soderbergh, der in seinem absurden Humor stellenweise von den Coen-Brüder sein könnte. Dabei fängt er ganz gemächlich an, wenn Jimmy seiner Tochter Sadie (Farrah Mackenzie) den John Denver-Song „Country Road" erklärt. Denn „Logan Lucky" unterhält nicht nur als grandioser Film über einen verrückten Raubzug. Gleichzeitig zeichnet er auch ein Porträt der Menschen im verarmten Staat West-Virginia. Das Kunststück des Regisseurs liegt darin, eine stupide lokalpatriotische Hymne zu demontieren und gleichzeitig ein wunderbares emotionales Finale damit zu gestalten. Dass Jimmy als „Redneck Robber" zu einem Robin Hood wird, dass letztlich die Besitzenden die eigentlichen Gewinner und Betrüger sind, passt zur grund-solidarischen und sympathischen Haltung des ganzen Films.

Denn West-Virginia ist nicht nur das tolle Land aus „Country Road", hier gibt es auch verseuchtes Grundwasser und viele Kriegs-Veteranen, die sich wie Clyde keine anständige Prothese leisten können. Das klingt ernst, ist aber nur der sorgfältig gezeichnete Hintergrund einer langen und langsam spannenden Vorbereitung, die von einer wahnsinnigen Knast-Revolte, weiteren irren Szenen und einer dicken Überraschung gekrönt wird.

Der Plan für den Raubzug ist als Papp-Modell nicht so schick wie bei „Ocean's Eleven", doch neben Soderberghs perfekter Inszenierung, seiner eleganten Montage und großartigen Kamera ist auch die darstellerische Ausstattung wieder vom Feinsten: Channing Tatum, Soderberghs „Magic Mike", ist hier als Papa vor allem ein Räuber der Herzen. Daniel Quaid zeigt im Chemieunterricht, wie man mit Gummibärchen und Bleichmittel eine Bombe bastelt. Katie Holmes macht als künstlich braune Ex von Jimmy Angst und Hilary Swank als unnachgiebige FBI-Kommissarin Hoffnung auf die Fortsetzung „Ocean's 7/12". Dieser großartige Wohlfühl-Film darf gerne verlängert werden.