3.1.16

Louder Than Bombs

Norwegen, Frankreich, Dänemark 2015 Regie: Joachim Trier mit Isabelle Huppert, Gabriel Byrne, Devin Druid, Jesse Eisenberg 109 Min. FSK: ab 12

Was ist eigentlich „lauter als Bomben", wie der Titel lautet? Vielleicht die Stille in dieser Familie einer Kriegsfotografin, die nicht von einer Bombe, sondern von einem tödlichen Unfall getroffen wurde: Zwei Jahre liegt der Unfalltod der bekannten Fotografin Isabelle Reed (Isabelle Huppert) zurück. Der ältere Sohn Jonah (Jesse Eisenberg) flirtet direkt nach der Geburt seines Kindes auf dem Flur des Krankenhauses heftig mit einer Ex. Der jüngere, Conrad (Devin Druid), erzählt seinem Vater Gene (Gabriel Byrne) am Telefon, er sei mit Freunden unterwegs, während er einsam auf einem Spielplatz hockt. In seiner Verzweifelung, den sonderbaren Sohn zu erreichen, versucht Gene sogar als Figur in dessen Fantasy-Games an ihn heranzukommen. Mit niederschmetterndem Ergebnis.

Dabei wird in Zusammenhang mit einer Ausstellung zur Sprache kommen, dass Isabelle sich vermutlich umgebracht hat. Was der sensible Conrad noch nicht weiß. Und irgendeiner müsse es ihm beibringen, gibt der Vater den Job an Jonah weiter.

Der Norweger Trier Joachim Trier, wurde zwar 1974 in Kopenhagen geboren, ist aber nur ein entfernter Verwandter des großen Dänen Lars von Trier - auch filmisch. Er zeigt die verknoteten Familienverhältnisse und Individuen in „Louder than Bombs" auf ungewöhnliche Weise. Was dazu passt, dass die Menschen ganz anders sind, als sie scheinen. Der vermeintlich erfolgreiche und glückliche Jonah ist so weit von seinen eigentlichen Wünschen entfernt, dass er haarsträubende Dinge tut. Conrad überrascht hingegen mit gesunden Einsichten und Reaktionen auf typische Teenager-Probleme. Wobei vor allem die Form fesselt: In irritierend montierten Träumen, Rückblenden und Fantasien zeigt sich das Wesen eines gespannten Verhältnisses des Ehepaares. Dahinter steckt nicht nur die spezielle Belastung von Kriegsveteranen, die niemals mehr zu Hause ankommen können, sondern auch die ganz normale Kommunikations-Störung in Familien.

Dabei spielt ausgerechnet Isabelle Huppert („Madame Bovary", „Die Klavierspielerin") eine ihrer normalsten Figuren. Auch die Besetzung mit Jesse Eisenberg („The Social Network", „Night Moves") und Gabriel Byne („Fräulein Smillas Gespür für Schnee, „Die üblichen Verdächtigen") belegen den Rang, den Joachim Trier nach seinen Filmen „Auf Anfang" („[:reprise]", 2006) und „Oslo, 31. August" (2011) international einnimmt.