Der Jahresrückblick vom Film-Dienst deckt sich erstaunlich oft mit meinen Seh-Erlebnissen in diesem Jahr. Mit einigen Ausreißern - nicht unbedingt in Richtung gut oder schlecht, auch in Richtung „Seltsam anders". So ist die erstaunlichste Erfahrung, dass viele Serien sehr schnell aus dem Gedächtnis verschwanden. Völlig verschwanden. Obwohl sie gar nicht besonders schlecht waren. Das ist doch ein großer Unterschied zum Erinnern von Filmen, die eindeutig auf der großen Leinwand tiefer gehen.
Zu den anderen Ausreißern gehören die erste deutsche Serie auf Apple+ „Where's Wanda", den ich sehr, sehr gut fand. Witzig, überraschend und immer wieder originell. Seltsam auch, dass ich eines der Highlights, nämlich „Ridley", immer noch nicht zu Ende gesehen habe. Obwohl es ein derartiger Genuss ist, diese wunderbaren schwarz-weiß Aufnahmen der Highsmith-Verfilmung in Italien zu sehen. „Disclaimer" von Alfonso Cuaròn hatte ich auch noch nicht zu Ende gesehen, obwohl er ungemein intensiv ist. Vielleicht war mir das gerade etwas zu heftig, als ich angefangen habe, es zu sehen. Das wird aber jetzt schnell zu Ende geguckt, auch um das gehässige Rachegesicht von Kevin Kline zu geniessen.
Natürlich gehört in die Reihe der Besten, auch wenn es eine Fortsetzung ist, die vierte Staffel von „Slow Horses" mit Gary Oldman. Absolut das Beste, was es zu sehen gibt. In die Reihe gehört auch das geniale Rassismus-Drama „Lady in the Lake" von Alma Har'el mit Natalie Portman und der ebenso guten Moses Ingram. Genau wie die vierte Auflage von „True Detective" mit Jodie Foster und Kali Reis in krimineller und skurriler Polarnacht. Auch bei Paul Rutmans Londoner Polizei-Serie „Criminal Record" (Apple+) kann ich die Fortsetzung kaum erwarten. Genial und super-spannend dieser Kampf um moralische Bodenhaftung mit Dr. Who Peter Capaldi und Cush Jumbo. Extrem spannend auch „H/Hack" mit Idris Elba als vermeintlichem Sky Marshall und raffiniertem Problemlöser bei einer brutalen Flugzeugentführung.
„Dune" ist als Serie dagegen nur so ein nettes Bilderrauschen: Allein das Schauspiel von Emily Watson und Travis Fimmel als Gegenspieler machen die unübersichtlichen Familienverwicklungen rund um die intrigante Schwesternschaft sehenswert.
Die deutsche Erfolgs-Serie „Discounter" hingegen finde ich mächtig überschätzt. Kann man mal schnell wegkucken und ab und zu lachen, aber das ist nichts Besonderes oder gar Sensationelles. Interessant hier, dass ich als halber Niederländer mit dem niederländischen Original so gar nichts anfangen kann.
Ebenso wie mit den neuen „Time Bandits", obwohl die Serie von Regie-Superstar Taika Waititi („Star Wars") stammt, aber leider nur ganz entfernt an die rebellische Fantasie von Terry Gilliams Original heranreicht.
20.12.24
Black doves (Netflix)
Wer den beliebtesten Weihnachtsfilm „Love actually" mit anderen Werken der vielen Darsteller erweitern will, muss nicht unbedingt „Die Hard" oder „Harry Potter" wegen Alan Rickman sehen. Es ginge auch „Where's Wanda" wegen Heike Makatsch! Oder jetzt „Black Doves" mit Keira Knightley wieder ganz weihnachtlich, dazu später mehr.
Erst einmal startet die Netflix-Serie extrem unglaubwürdig wie die Politiker-Gattin Helen Haushalt, Kinder und intensive Spionage-Tätigkeit in den höchsten britischen Regierungskreisen völlig entspannt unter einen Hut und perfekt gestylten Haarschopf bekommt. (Obwohl - wenn man die neuesten Nachrichten vom einflussreichen chinesischen Spion im Bekanntenkreis von Ekel-Prince Andrew liest, wirkt das alles gar nicht mehr so unwahrscheinlich…) Als Helen, Agentin einer mysteriösen Organisation mit selbst noch dunkler Herkunft, dann noch eine Affäre anfängt und ihr Liebhaber einem Attentat zum Opfer fällt, wird es kompliziert. Helen will seinen Tod rächen und weil auch der chinesische Botschafter umgebracht wurde, sind einige Parteien, angefangen bei MI6 und CIA auf der gleichen Spur…
Auf jeden Fall wird „Black Doves" von John Barton ab Folge 3 vor allem so abgründig und spannend, dass alle Unwahrscheinlichkeiten vergessen sind. Es bleibt das Grübeln darüber, was diese durchaus sehenswerte Serie eigentlich sein will: Irgendwo - um in der Tierwelt zu bleiben - zwischen dem realistisch dreckigen und schwarzen „Slow Horses" und den zynischen wie brutalen „Reservoir Dogs". Als dann noch der Wahnsinn einiger psychopathischer Killerinnen reingemischt wird, bleibt Guy Richie als naheste Referenz.
Doch im Gegensatz zu den eiskalten Engeln aus anderen Filmen gibt es in „Black Doves" ziemlich viele intensive Beziehungen und einige der stärksten Szenen bauen auf lebendige Gefühle anstatt stilvollem Töten.
Die größte Attraktion dabei ist nicht der angenehm alternde Romantik-Star Keira Knightley, sondern vor allem und eigentlich nur Ben Whishaw! So viele Lagen zwischen Sensibelchen und gnadenlosen Vollstrecker!
Und immer kommen noch ein paar dazu, Dank dafür ans Drehbuch!
Die ziemlich verwickelte Angelegenheit trumpft mit ein paar genialen Popmusikeinsätzen auf. Am Ende gewinnen Liebesgeschichten … und zu Weihnachts-Gesäusel einige sehr offene Handlungsfäden.
Erst einmal startet die Netflix-Serie extrem unglaubwürdig wie die Politiker-Gattin Helen Haushalt, Kinder und intensive Spionage-Tätigkeit in den höchsten britischen Regierungskreisen völlig entspannt unter einen Hut und perfekt gestylten Haarschopf bekommt. (Obwohl - wenn man die neuesten Nachrichten vom einflussreichen chinesischen Spion im Bekanntenkreis von Ekel-Prince Andrew liest, wirkt das alles gar nicht mehr so unwahrscheinlich…) Als Helen, Agentin einer mysteriösen Organisation mit selbst noch dunkler Herkunft, dann noch eine Affäre anfängt und ihr Liebhaber einem Attentat zum Opfer fällt, wird es kompliziert. Helen will seinen Tod rächen und weil auch der chinesische Botschafter umgebracht wurde, sind einige Parteien, angefangen bei MI6 und CIA auf der gleichen Spur…
Auf jeden Fall wird „Black Doves" von John Barton ab Folge 3 vor allem so abgründig und spannend, dass alle Unwahrscheinlichkeiten vergessen sind. Es bleibt das Grübeln darüber, was diese durchaus sehenswerte Serie eigentlich sein will: Irgendwo - um in der Tierwelt zu bleiben - zwischen dem realistisch dreckigen und schwarzen „Slow Horses" und den zynischen wie brutalen „Reservoir Dogs". Als dann noch der Wahnsinn einiger psychopathischer Killerinnen reingemischt wird, bleibt Guy Richie als naheste Referenz.
Doch im Gegensatz zu den eiskalten Engeln aus anderen Filmen gibt es in „Black Doves" ziemlich viele intensive Beziehungen und einige der stärksten Szenen bauen auf lebendige Gefühle anstatt stilvollem Töten.
Die größte Attraktion dabei ist nicht der angenehm alternde Romantik-Star Keira Knightley, sondern vor allem und eigentlich nur Ben Whishaw! So viele Lagen zwischen Sensibelchen und gnadenlosen Vollstrecker!
Und immer kommen noch ein paar dazu, Dank dafür ans Drehbuch!
Die ziemlich verwickelte Angelegenheit trumpft mit ein paar genialen Popmusikeinsätzen auf. Am Ende gewinnen Liebesgeschichten … und zu Weihnachts-Gesäusel einige sehr offene Handlungsfäden.
14.12.24
All we imagine as light
Aus dem dokumentarisch eingefangenen Menschen-Meer der Mega-Metropole Mumbai kristallisieren sich drei Frauen mit ihren Geschichten heraus. Die Krankenschwestern Prabha (Kani Kusruti) und Anu (Divya Prabha) stammen aus dem südlichen Bundesstaat Kerala, sie arbeiten und wohnen zusammen. Während die ältere Prabha zurückgezogen unter der Abwesenheit ihres Ehemannes leidet, der sich aus Deutschland nicht mehr meldet, hat die lebenslustige Anu eine Beziehung mit dem Muslim Shiaz (Hrdhu Haroon), was gesellschaftlich verpönt ist. Die Liebenden ziehen ohne eigenes Zimmer durch die Nacht, derweil Anus Eltern unermüdlich versuchen, sie mit einem Hindu zu verkuppeln. Die ältere, verwitwete Köchin Parvaty (Chhaya Kadam) droht ihre Wohnung zu verlieren und wird von Prabha unterstützt.
Im ersten Teil ist die pulsierende Metropole Mumbai, die Heimatstadt der 38-jährigen Regisseurin Payal Kapadia, eine weitere Hauptfigur. Faszinierend die authentischen Nachtaufnahmen - Kapadias erster Film „A Night of Knowing Nothing" war ein Dokumentarfilm. Auf der Tonspur hören wir Gedanken über das Leben im Moloch: „Manche nennen sie Stadt der Träume", aber das sei sie nicht, sondern „die Stadt der Illusionen". Wie die Frauen von ihren Illusionen Abschied nehmen, erzählen intime, bewegende Geschichten ohne aufgesetzte Dramatik. Immer wieder fließen ihre Gefühle über in Nachtaufnahmen der ruhelosen Stadt.
Im zweiten, ganz anderen Teil sehen wir die Frauen befreit am Meer im alten Haus Parvatys, zu dem sie Prabha und Anu begleiten. Die jungen Liebenden entdecken eine märchenhafte Grotte mit alten Steinfiguren, Prabha erlebt eine traumhafte Aussprache mit ihrem verschwundenen Mann.
„All we imagine as light" erzählt fesselnd mit wunderschön ruhigem Atem, berührt mit stiller weiblicher Solidarität. Dazu fantastische Jazz-Einlagen der legendären Komponistin Emahoy Tsegué-Maryam Guèbrou (1923 - 2023). Das beglückende Meisterwerk begeisterte in Cannes, wo die Regisseurin als erste indische Regisseurin überhaupt im Wettbewerb vertreten war und direkt mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.
(Aachen: Apollo) 5 von 5 Sternen
„All we imagine as light" (Frankreich/Indien/Luxemburg/Niederlande 2024), Regie: Payal Kapadia, mit Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, 115 Min., FSK: ab 12.
Im ersten Teil ist die pulsierende Metropole Mumbai, die Heimatstadt der 38-jährigen Regisseurin Payal Kapadia, eine weitere Hauptfigur. Faszinierend die authentischen Nachtaufnahmen - Kapadias erster Film „A Night of Knowing Nothing" war ein Dokumentarfilm. Auf der Tonspur hören wir Gedanken über das Leben im Moloch: „Manche nennen sie Stadt der Träume", aber das sei sie nicht, sondern „die Stadt der Illusionen". Wie die Frauen von ihren Illusionen Abschied nehmen, erzählen intime, bewegende Geschichten ohne aufgesetzte Dramatik. Immer wieder fließen ihre Gefühle über in Nachtaufnahmen der ruhelosen Stadt.
Im zweiten, ganz anderen Teil sehen wir die Frauen befreit am Meer im alten Haus Parvatys, zu dem sie Prabha und Anu begleiten. Die jungen Liebenden entdecken eine märchenhafte Grotte mit alten Steinfiguren, Prabha erlebt eine traumhafte Aussprache mit ihrem verschwundenen Mann.
„All we imagine as light" erzählt fesselnd mit wunderschön ruhigem Atem, berührt mit stiller weiblicher Solidarität. Dazu fantastische Jazz-Einlagen der legendären Komponistin Emahoy Tsegué-Maryam Guèbrou (1923 - 2023). Das beglückende Meisterwerk begeisterte in Cannes, wo die Regisseurin als erste indische Regisseurin überhaupt im Wettbewerb vertreten war und direkt mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.
(Aachen: Apollo) 5 von 5 Sternen
„All we imagine as light" (Frankreich/Indien/Luxemburg/Niederlande 2024), Regie: Payal Kapadia, mit Kani Kusruti, Divya Prabha, Chhaya Kadam, 115 Min., FSK: ab 12.
7.12.24
Der Mann aus Rom (2023)
Region und Religion / Glaubens-Drama in Grenzregion gedreht und thematisch verankert
Als der mit viel Hightech, aber schwachem Glauben ausgestattete Vatikan-Priester Filippo in einem limburgischen Dorf ankommt, um eine angeblich weinende Marienstatue zu untersuchen, wird sein Selbstverständnis erschüttert. Gewöhnlich ist die Front der besonders (Aber-) Gläubigen, die ihn mit sanfter und dann handfester Gewalt zu einer positiven Beurteilung des Wunders drängen wollen. Irritierend ist jedoch die 19-jährige Térèse, die nach einem Amoklauf an der Schule verstummte und in deren Zimmer die Figur zu weinen begann.
Filippo trifft in einfachen Häusern auf einfache Menschen, wie die herrische und grobschlächtige Hüterin der Wunderstatue, den stillen Gärtner und Pfarrer Henri, aber vor allem das stumme Mädchen Térèse. Die deutsche Emma Bading („Meine teuflisch gute Freundin") spielt diese im Leid starke Figur viel eindrucksvoller als der italienische Serien-Darsteller Michele Riondino ("Die Löwen von Sizilien") den zweifelnden Priester. Als in der Schlüsselszene klar wird, was die Marienfigur mitansehen musste, kann man verstehen, dass ihr die Tränen kommen. Angesichts einer tief verstörten Dorfgemeinschaft wird Hoffnung wichtiger als Wahrheit oder gar orthodoxe Glaubensfragen.
Der besonders skeptische Spezialist vom Vatikan, der vor allem an sich selber zweifelt, markiert schon fast ein eigenes Sub-Genre. Doch anders als beispielsweise in „Die Erscheinung" von Xavier Giannoli (2018) kommt bei „Der Mann aus Rom" das Thema eines Amoklaufs an einer Schule hinzu. Es gibt den eigentlich unnötigen Hinweis „Die Leute wollen betrogen werden", trotzdem beneidet Filippo diese Menschen um ihre kindliche Unschuld.
Jaap van Heusdens Film basiert nicht auf einer wahren Begebenheit, sondern wurde nach eigenen Angaben der Filmemacher vor allem vom französischen Wallfahrtsort Lourdes inspiriert. Doch wie schon Remy van Heugtens großer niederländischer Erfolg „Glückauf" über einen Bergmannssohn aus Heerlen, gibt die Geschichte ein gutes Mentalitätsbild der Region wieder. Tatsächlich gibt es hier Fälle von extremem Aberglauben, weinende Madonnen und gleich hinter der Grenze mit dem „Museum Vaals" am Eschberg ein ganzes Haus voller Heiligenfiguren.
Idealerweise wurde die niederländisch-deutsche Produktion zu großen Teilen in Südlimburg, in Simpelveld und Sittard aufgenommen. (Insgesamt 29 Drehtage in Limburg und NRW während der Corona-Zeit 2022.) Die einfachen Ziegelhäuser sind unverkennbar, und bei des Priesters Ankunft wird ein Förderturm an den Horizont bei Eys kopiert, um auch die Bergarbeiter-Vergangenheit nicht zu vergessen. „Der Mann aus Rom" ist thematisch und in seinem Hintergrund ein interessanter authentischer Film aus der und über die Region, der es sich keineswegs leicht macht und den Aberglauben der Katholiken nicht veralbert. Typisch für den früheren freien Geist der Niederlande ist, dass der sehr katholische „Mann aus Rom" witzigerweise vom evangelischen Sender EO koproduziert und ausgesendet wurde.
„Der Mann aus Rom" („De Man uit Rome", Niederlande/Deutschland 2023), Regie: Jaap van Heusden, mit Michele Riondino, Emma Bading, 107 Min., FSK: ohne Angabe
Als der mit viel Hightech, aber schwachem Glauben ausgestattete Vatikan-Priester Filippo in einem limburgischen Dorf ankommt, um eine angeblich weinende Marienstatue zu untersuchen, wird sein Selbstverständnis erschüttert. Gewöhnlich ist die Front der besonders (Aber-) Gläubigen, die ihn mit sanfter und dann handfester Gewalt zu einer positiven Beurteilung des Wunders drängen wollen. Irritierend ist jedoch die 19-jährige Térèse, die nach einem Amoklauf an der Schule verstummte und in deren Zimmer die Figur zu weinen begann.
Filippo trifft in einfachen Häusern auf einfache Menschen, wie die herrische und grobschlächtige Hüterin der Wunderstatue, den stillen Gärtner und Pfarrer Henri, aber vor allem das stumme Mädchen Térèse. Die deutsche Emma Bading („Meine teuflisch gute Freundin") spielt diese im Leid starke Figur viel eindrucksvoller als der italienische Serien-Darsteller Michele Riondino ("Die Löwen von Sizilien") den zweifelnden Priester. Als in der Schlüsselszene klar wird, was die Marienfigur mitansehen musste, kann man verstehen, dass ihr die Tränen kommen. Angesichts einer tief verstörten Dorfgemeinschaft wird Hoffnung wichtiger als Wahrheit oder gar orthodoxe Glaubensfragen.
Der besonders skeptische Spezialist vom Vatikan, der vor allem an sich selber zweifelt, markiert schon fast ein eigenes Sub-Genre. Doch anders als beispielsweise in „Die Erscheinung" von Xavier Giannoli (2018) kommt bei „Der Mann aus Rom" das Thema eines Amoklaufs an einer Schule hinzu. Es gibt den eigentlich unnötigen Hinweis „Die Leute wollen betrogen werden", trotzdem beneidet Filippo diese Menschen um ihre kindliche Unschuld.
Jaap van Heusdens Film basiert nicht auf einer wahren Begebenheit, sondern wurde nach eigenen Angaben der Filmemacher vor allem vom französischen Wallfahrtsort Lourdes inspiriert. Doch wie schon Remy van Heugtens großer niederländischer Erfolg „Glückauf" über einen Bergmannssohn aus Heerlen, gibt die Geschichte ein gutes Mentalitätsbild der Region wieder. Tatsächlich gibt es hier Fälle von extremem Aberglauben, weinende Madonnen und gleich hinter der Grenze mit dem „Museum Vaals" am Eschberg ein ganzes Haus voller Heiligenfiguren.
Idealerweise wurde die niederländisch-deutsche Produktion zu großen Teilen in Südlimburg, in Simpelveld und Sittard aufgenommen. (Insgesamt 29 Drehtage in Limburg und NRW während der Corona-Zeit 2022.) Die einfachen Ziegelhäuser sind unverkennbar, und bei des Priesters Ankunft wird ein Förderturm an den Horizont bei Eys kopiert, um auch die Bergarbeiter-Vergangenheit nicht zu vergessen. „Der Mann aus Rom" ist thematisch und in seinem Hintergrund ein interessanter authentischer Film aus der und über die Region, der es sich keineswegs leicht macht und den Aberglauben der Katholiken nicht veralbert. Typisch für den früheren freien Geist der Niederlande ist, dass der sehr katholische „Mann aus Rom" witzigerweise vom evangelischen Sender EO koproduziert und ausgesendet wurde.
„Der Mann aus Rom" („De Man uit Rome", Niederlande/Deutschland 2023), Regie: Jaap van Heusden, mit Michele Riondino, Emma Bading, 107 Min., FSK: ohne Angabe
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