26.3.23

Maigret

Frankreich, Belgien 2022, Regie: Patrice Leconte, mit Gérard Depardieu, Jade Labeste, Mélanie Bernier, 88 Min., FSK: ab 12

Eine junge Frau wird erstochen aufgefunden und Kommissar Maigret (Gérard Depardieu) macht es sich zur Obsession, die Identität des namenlosen Mädchens aufzuklären. Während sich kaum jemand an sie erinnert, wird die Suche zu einer soziologischen Studie des frühen 20. Jahrhunderts: Die mittellose Frau kam aus der Provinz in die Stadt, wo sie sich wie viele andere junge Mädchen Freiheit erhofft. Es reicht aber gerade für ein kleines Zimmer und einen Job als Nebendarstellerin beim Film.

Während der gemächlichen Ermittlungen Maigret lässt sich mehr beobachten, wie es in ihm arbeitet, als dass er selbst aktiv ist. Maigret ist ein alter Kommissar im Verfall. Er isst kaum noch und hat sich ein Rauchverbot auferlegt. Obwohl er sich „ohne Pfeife nackt" fühlt, während alle um ihn herum rauchen. Der Kriminalist müht seinen massiven Körper andauernd Treppen hoch, kann seine schwermütige Phase nicht verbergen. Seine Kommentare zeigen eine große Anteilnahme am Schicksal der Unbekannten. Und auch eine herrlich lakonische Einstellung: „Es gibt Fälle, da trinke ich Wein, andere da trinke ich Bier." Dieses Opfer verlangt nach viel Wein. Wie beim Dürrenmatt-Krimi „Das Versprechen" - verfilmt mit Heinz Rühmann (1958) und Jack Nicholson (2001, Regie: Sean Penn) - platziert Maigret einen Lockvogel für die verdächtige Angestellte des Filmstudios.

Der Reiz dieser ruhigen Verfilmung von Georges Simenons Roman „Maigret und die junge Tote" liegt im exzellent zurückhaltenden Spiel Depardieus und der meisterlich feinen Inszenierung Patrice Lecontes. Bekannt wurde der Franzose mit der Simenon-Verfilmung „Die Verlobung des Monsieur Hire" (1989), direkt darauf folgte das Meisterwerk „Der Mann der Friseuse" (1990), ein paar Jahre später wurde „Ridicule - Von der Lächerlichkeit des Scheins" (1996) bejubelt. Mit dem dunklen „Maigret" zieht der 75-Jährige noch einmal die Register seines Könnens und begeistert mit einer auf unaufgeregte Weise enorm intensivem Kriminalfilm.