13.3.23

Broker

Südkorea 2022, Regie: Hirokazu Kore-eda, mit Song Kang-ho, Dong-Won Gang, Lee Ji-Eun, 129 Min., FSK: ab 12

Es ist herzzerreißend, wie sich die junge Mutter vor der Babyklappe von ihrem Neugeborenen verabschiedet. Und dann wird es in Hirokazu Kore-edas („Shoplifters - Familienbande") neuem Meisterwerk „Broker" direkt ungewöhnlich spannend, zu sehen, wer vor und hinter der Klappe noch beteiligt ist. Denn die Szene wird von zwei Polizistinnen beobachtet, weil zwei Mitarbeiter der Kirchengemeinde wohl die Babys aus der Klappe für viel Geld an kinderlose Paare verkaufen. Das System, Babys für einen privaten Menschenhandel zu nutzen, gerät in Gefahr, als die junge Prostituierte So-young (Lee Ji-eun) wirklich zurückkehrt, wie sie es auf einem Zettel ankündigte. Sie entdeckt das Geschäftsmodell der nicht besonders cleveren Sang-hyun (Song Kang-ho) und Dong-soo (Gang Dong-won). Diese verkaufen verlassene Babys an wohlhabende Paare, wenn diese das Herz am rechten Fleck haben. Dort winkt ihnen schließlich eine viel bessere Zukunft als im Waisenhaus! So einigen sich die drei, gemeinsam zu den möglichen Adoptiveltern zu fahren. Doch beim Verkauf gibt es unerwartete Wendungen. Und ihnen auf den Fersen sind die Polizistinnen, die unbedingt einen Fahndungserfolg brauchen.

Der japanische Filmemacher Hirokazu Kore-eda erzählt nach „Nobody Knows" (2004) und „Shoplifters - Familienbande" (2018) erneut von unerhörten Familien-Schicksalen und -Fragmenten. Immer wieder lässt er aus dem Zusammenbruch klassischer Familien tief berührende neue Konstellationen entstehen, wie bei der Gruppe von Waisenkindern aus „Nobody Knows", die versucht, auf sich gestellt zu überleben. Nach dem französischen Star-Vehikel „La Vérité - Leben und lügen lassen" (2019) fühlt sich Kore-eda bei seiner koreanischen Geschichte nun sichtbar wohler.

Das Kunststück von Kore-edas „Broker" liegt darin, dass auf den ersten Blick wenig positive Beweggründe beim Kennenlernen verständlich werden. So wachsen einem die Figuren sehr ans Herz. Sang-hyun, der im klapprigen Mini-Van seiner Reinigung die kleine Gemeinschaft durch Südkorea kutschiert, erweist sich als liebevoller Vater und Pfleger. Aber er braucht das Geld, weil er von der Mafia erpresst wird. Der jüngere Broker Dong-soo ist selbst Waisenkind, seine Mutter kam nie zurück. Heute ist er in seinem alten Kinderheim unter den Kleinen sehr beliebt. So sehr, dass sich der achtjährige Hae-jin (Seung-soo Im) heimlich im Auto versteckt und fortan die Reisegruppe vervollständigt. Das ist keine Familie, aber eine tolle Truppe, die durch den Neuzugang vollendet wird: Der gewitzte und freche Junge sorgt für viel Spaß und zeigt den Erwachsenen öfters, wo es langgeht. Dazu gibt es in der raffinierten Handlung noch einen Mord und einige weitere Überraschungen.

Heile Familie gibt es in „Broker" nur als Inszenierung mit zwei Statisten, die unter Polizeiaufsicht eine fingierte Baby-Übergabe durchführen sollen. Nicht nur im Lieferwagen finden sich lauter Lügner. Trotzdem ist es wundervoll, wie sich alle sorgen und kümmern. Die Babyhändler - Broker - bilden für einen Moment eine wunderschöne Gemeinschaft, die sich gegenseitig mit „Danke, dass du geboren bist!" anerkennen. „Broker" ist in jeder Szene Tragikomödie, mit komödiantischer Leichtigkeit immer wieder berührend.

In der Hauptrolle spielt der mit „Parasite" bekannt gewordene Song Kang-ho brillant auf und wurde in Cannes dafür mit der Goldenen Palme als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.