6.12.17

A Ghost Story

A Ghost Story

USA 2017 Regie: David Lowery mit Casey Affleck, Rooney Mara 93 Min. FSK: ab 12

Wenige, intensive Szenen beschreiben das Leben eines jungen Paares bis er (Casey Affleck) bei einem Unfall stirbt. Nach dem Besuch der ebenfalls namenlosen Frau (Rooney Mara) in der Leichenhalle steht er auf und kehrt unter dem Bettlaken als Geist zurück nach Hause. Klingt schräg, könnte albern wirken, ist aber dank einem amateurhaft wirkenden 4:3-Format und der sonstigen, sehr stringenten und guten Inszenierung ein ungemein packender und bewegender Film. Fantastisch statt unheimlich, irritierend statt erschreckend.

Als stiller, für alle Lebenden unsichtbarer Beobachter begleitet der Geist unter dem Betttuch Alltag und Trauer seiner Witwe. Casey Affleck spielt uneitel meist ohne Gesicht, man sollte ihm einen Oscar geben, damit er den auch unter einem Bettlaken entgegen nimmt. Rooney Mara allerdings erspielt sich mit diesem ergreifenden Fast-Solo tatsächlich den Anspruch auf weitere Auszeichnungen.

Regisseur David Lowery, der vor dem Disney „Elliot, der Drache" (2016) den hochgelobten „The Saints - Sie kannten kein Gesetz" (2013) inszenierte, setzt Schwarzblenden sowie Szenen ohne Ton ein und fordert vor allem Geduld. Das kennt man vom Horror der „Paranormal Activity"-Serie, doch „A Ghost Story" ist als mutiger Arthouse-Film nur uneigentlicher Horror für Horror-Fans. Legendär wird die Szene werden, in der Rooney Mara einen kompletten Apfelkuchen aufisst. Wer weiter schaut, sich auf die meditativen Abläufe einlässt, erlebt einen verspielten Umgang mit Zeit, losgelöst aus subjektiver Wahrnehmung. Wenn sich die Geister / Bettlaken benachbarter Häuser stumm (mit Untertiteln) unterhalten und gar nicht mehr wissen, auf wen sie warten, ist das ebenso komisch wie faszinierend. Dazwischen sehr schön berührende Liebesszenen in Rückblenden oder in Einsamkeit. Letztlich erleben wir mit dem Geist das Kommen und Gehen in einem über die Jahre verfallenden Haus, eine Reflexion der Zeit mit einigen Überraschungen und Endlosschleife. Aus dem Mann wird ein „genius loci", ein Geist des Ortes. Ein ungewöhnlicher, äußerst faszinierender Film, der begeistern kann.