7.6.16

Stolz und Vorurteil & Zombies

USA, Großbritannien 2015 (Pride and Prejudice and Zombies) Regie: Burr Steers mit Lily James, Sam Riley, Jack Huston, Charles Dance 108 Min. FSK: ab 16

Die Romantisierung des Zombie-Genres. Oder: die Zombiesierung von Jane Austen! Die Kombination von Jane Austen und Zombie-Genre klingt zunächst ähnlich bescheuert wie „Batman vs Superman". Doch hier funktioniert das Mashup unterschiedlichster Genres und Zeiten. Das Buch stammt immerhin von Seth Grahame-Smith, dem wir bislang „Abraham Lincoln Vampirjäger" aber vor allem Tim Burtons „Dark Shadows" verdanken.

Es ist wieder Jane Austens britische Gesellschafts- und Emanzipations-Geschichte aus dem 18. Jahrhundert: Die verarmten Bennets sitzen auf dem nicht gerade prächtigen Landgut und warten auf Männer, die ihre Töchter existenz-sichernd wegheiraten. Die gar nicht so höflichen und scheuen Töchter sind jetzt vor Armut und Zombies bedroht. So geht es zum aufgeregt erwarteten Tanzabend mit Messern im Strumpfband und den Stiefelchen, das Gewehr um die Schulter geschnallt. Die typischen Mädchen-Gespräche Austens finden während des Kampf-Trainings statt, zu spitzen Zungen gesellen sich Stichwaffen.

Während die Rahmenhandlung mit dem arroganten und vorurteilsvollen Traummann Darcy (Sam Riley mit irritierender Jogi Löw-Frisur) weitgehend unverändert blieb, lockern Kampf-Einlagen die Mädchen-Romantik auf. Das wirkt zwar zeitweise wie eine billige Kill Bill-Kopie, aber man, beziehungsweise: Frau, lernte ja damals auch Kampfkunst in Japan. Oder China, wenn das Geld nicht ausreichte.

Die Kombination vom beliebtesten Mädchen-Roman Jane Austens und dem Zombie-Genre für Jungens wurde mit den zu erwartenden Schauwerten und einigen originellen Ideen in anständiger Qualität inszeniert und gut gespielt. Während das andauernde Girlie-Gerede regelmäßig von Beißer-Attacken unterbrochen wird, beißt sich allerdings das zarte Emanzipations-Pflänzchen der Austen-Stoffe mit dem Bild sehr wehrhafter und schlagkräftiger Kämpferinnen. Auch die Aussprache zwischen Darcy und Elizabeth Bennet (Lily James) zeigt sich gewürzt mit flotten Zweikämpfen. Dabei öffnen sich beide, beziehungsweise die hochgeschlossene Kleidung, durch Schnitte ihrer Waffen. Später bekommt die witzige Geschichte leider etwas viel Ballast mit einem Unterbau von Apokalypse und Antichrist.

Insgesamt überrascht, dass Jan Austens altes Drama immer noch kohärenter und glaubhafter funktioniert als die angeklebte Zombie-Geschichte. Selbstverständlich gewinnen auch hier die Untoten Hollywoods mit ihrer Leichenfledderei und Wiederbelebung längst gelaufener Geschichten: Es droht überdeutlich eine Fortsetzung am Horizont.