7.6.16

Erlösung (2016)

Dänemark, BRD, Schweden, Norwegen 2016 (Flaskepost Fra P) Regie: Hans Petter Moland mit Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pål Sverre Hagen 112 Min. FSK: ab 16

Erfolgreiche Krimis aus Schweden und Dänemark als „düster" und „dunkel" zu bezeichnen, greift zu kurz: Die Stoffe von aktuell Jussi Adler-Olsen oder zuletzt Karl Stig-Erland Larssons Millennium-Trilogie blicken mit Schaudern und Faszination in die Abgründe menschlichen Seins. Wobei, im Gegensatz zur Hollywood-Formel, sicher ein Unbehagen hängen bleibt und einen auch außerhalb des Kinos beschäftigt.

„Erlösung" ist nun der dritte Film nach einer Vorlage des Dänen Jussi Adler-Olsen und wieder muss nach Verblendung, Verdammnis, Vergebung, Erbarmen und Schändung so ein nichtssagender Einwort-Titel das Genre kennzeichnen. Bei „Flaschenpost von P" (so der Originaltitel) geht es nicht nur darum, zwei entführte Kinder zu retten, auch der sehr gestörte, depressive und asoziale Ermittler Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) muss durch kriminalistische Beschäftigungstherapie aus einem besonders tiefen Loch geholt werden. Sein Kollege Assad (Fares Fares) ist mittlerweile Sympathie- und Handlungsträger der Geschichte geworden.

Gerade als Assad im Sonderdezernat Q für nicht aufgeklärte Fälle eine alte Flaschenpost mit Kindeshandschrift entziffert und zu den erstaunlich wenigen verschwundenen Kindern in Dänemark recherchiert, wird eine Kindesentführung gemeldet. Erstaunlicherweise wieder im Umfeld christlicher Extremisten, in das auch die Flaschenpost führte. Die Zuschauer wissen längst, dass der übergriffige norwegische Missionar Johannes (Pål Sverre Hagen) nicht zum ersten Mal ein Geschwisterpaar entführt hat, ohne dass die in Gott vertrauenden Eltern dies der Polizei meldeten. Die wahre Monstrosität seines Motivs zeigt sich erst in weiteren Rückblenden zur Kindheit von Johannes. Und als er auf Mørck trifft, wird die moralische Falle des Mörders in einem Psychospiel mit atemberaubender Gemeinheit deutlich.

Denn als Subtext dieser sogenannten „Erlösung", die tatsächlich nirgendwo stattfindet, läuft die Glaubensfrage durchgehend mit. Verletzend arrogant macht sich des Atheist Mørck über den Glauben des schwedisch-nordafrikanischen Kollegen Assad lustig. Der wird zwar vom rassistischen Vater der Entführten nicht ins Haus gelassen, Angesichts des Todes finden jedoch sogar die Gläubigen unterschiedlicher Geschmacksrichtungen zueinander. Und am Ende kann sogar der völlig traumatisierte Carl Mørck etwas Trost im christlichen Gesang finden.

Die hervorragende Regie von Hans Petter Moland („Einer nach dem anderen", „Ein Mann von Welt"), das bis auf einige Patzer in der Logik gute Buch von Nikolaj Arcel („Erbarmen", „Schändung", „Die Königin und der Leibarzt") und Schauspiel auf hohem Niveau machen „Erlösung" selbst in der Fülle ähnlicher dunkler Krimis aus dem Norden besonders sehenswert. Beklemmend sind die Taten der Menschen, klar der Blick darauf und auf den Wahnsinn von Rassismus oder Religion.