23.3.16

Batman v Superman: Dawn of Justice

USA 2016 Regie: Zack Snyder mit Henry Cavill, Ben Affleck, Amy Adams, Jesse Eisenberg, Diane Lane 152 Min. FSK ab 12

Der gigantische Streit zwischen Marvel- und DC Comics erlebt eine nächste absurde Wende: Nachdem alle möglichen und unmöglichen Gegner durchgespielt sind, inklusive Godzillas oder Ähnlichem, müssen nun zwei positive Helden gegeneinander kämpfen. Erstmals sind damit die berühmten Figuren gemeinsam auf der Leinwand zu sehen - bei dieser Ankündigung kratzte man sich zweifelnd am Kopf, doch das Studio nahm diese Schnapsidee ernst, mit dem Ernst von 100 Millionen.

Der eindrucksvolle Prolog zeigt Supermans letztes Abenteuer aus der Sicht eines Zuschauers und Betroffenen. Ein 9/11-Szenario mit Bruce Wayne (Ben Affleck) mitten drin im Staub der zerberstenden Hochhäuser. Monate später landet der Überflieger Superman (Henry Cavill schaut dauernd, als ob seine Strumpfhose kneift) wie eine Drohne in einem afrikanischen Dorf. Und das ist erst eine der sehr vielen knappen aber starken Szenen, die sich zum Duell der aufgeblasenen Comic-Figuren verdichten. Dabei werfen die beiden Superhelden sich genau das Gleiche vor: Unrechtmäßiges Rumretten.

Dahinter steckt tatsächlich ein brandaktuelles Konzept politischer Kontrolle: Wenn der Super-Held, der große Retter alle Freiheiten bekommt, haben wir das klassische Konzept der Diktatur. So war es schon bei Cäsar, der seine militärischen Erfolge nutzte, um das Triumvirat abzuschaffen und sich zum allein herrschenden Kaiser zu machen. In dieser Comic-Version politischen Unterrichts verkörpert Superman den selbstgerechten Retter, der sich vor einem Gericht rechtfertigen muss. Batman gibt die Instanz, die auf Wahrung der lang erprobten Staatsregeln achtet.

„Batman v Superman: Dawn of Justice" ist Actionfilm und Comicverfilmung. Der bewährte Altmetal- und Altpapier-Verfilmer Zack Snyder („Man of Steel") bläst auch dieses Comic-Heftchen zu einem gewaltigen Action-Spektakel auf. Er kann eindrucksvoll starke Szenen inszenieren, zeigt dies allerdings in einem ziemlich unerheblichen Film im Übermaß. Das Ergebnis ist ein „fanboy's dream come true", der feuchte Traum aller nie erwachsen gewordenen, männlichen Kinofans. Und diesmal ist dieser spezielle Spaß besonders lang: Der Kampf zwischen dem Typ mit der Unterhose und dem anderen Spinner, der sich einbildet, fliegen zu können, reicht für Bierholen, Toilettengang und noch mal Bierholen.

Der Regisseur unterfüttert die Helden-Bedrohung von Oben mit berühmten Gemälden und will selbst Kino-Gemälde für die Ewigkeit schaffen. Das ist im Einzelnen stil- und eindrucksvoll, macht aber aus dem durchgeplanten Blockbuster eine Art recht ausgefallenen Kunstfilm. Nicht nur im Schnitt, auch in der mehr als deutlich eingeflochtenen Meta-Ebene.

Denn eigentlich läuft alles übersichtlich ab wie bei Asterix gegen Cäsar mit einem kleinen gemeinen Verschwörer, der die Alfa-Tierchen gegeneinander aufhetzt. Allerdings diesmal herrlich fies und gerissen. Nach einer normalen Kinolänge Vorspiel ist das klar und das einstündige Finale mit ausführlich langweiliger Prügelei kann beginnen. Für die Überlänge gibt es vorhersehbare Monsterzulage in Form eines kryptonischen Golems, atomar aufgepimpt mit Kernwaffen. Also pure Spielerei mit teuren Action-Figürchen und flotter Musik von Junkie XL.

Wie in Hollywood üblich, sind selbst bei den größten Albernheiten exzellente Schauspieler in Aktion: Vor allem Jesse Eisenberg („The Social Network") gibt den gerissenen Intriganten Lex Luthor mit Banksy-Tshirt herrlich hinterhältig und belegt wieder einmal, dass der größte Held nichts ist ohne seinen Superschurken. Die entscheidende Frage ist, ob man „BvS" – so nennen ihn die „Fanboys" - mit etwas aus seinem eigenen, realen Leben vergleicht oder mit „MoS", also Snyders Superman-Vorgänger „Man of Steel". Für die einen ist es der bessere Superman-Film, für die anderen eine überlange Nichtigkeit.