„You can check in any time, but you can never leave" (Du kannst jederzeit einchecken, aber du kommst nie mehr raus), diese rätselhafte Zeile aus dem Eagles-Klassiker „Hotel California" bringt das absurde und mysteriöse Drama „Willkommen um zu bleiben" auf den Punkt: Ein Magier (Crispin Glover) checkt zwischen zwei Auftritten in einem viktorianischen Hotel ein. Die einäugige Rezeptionistin mit dem blaffenden Boxer wirkt schon seltsam. Dann versteckt sich auch noch Personal in dem grau-bräunlichen Zimmer. Am nächsten Morgen kann der Magier den Ausgang aus einem Labyrinth aus Gängen – siehe „Brazil" oder „Severance" – nicht mehr finden. Stattdessen schlüpft eine Blaskapelle aus den Lüftungsschächten und drängt ihn in andere Zimmer mit schillernden Figuren und Gesellschaften. In der Suite der Gaga genannten, Zigarre rauchenden Dame (Sunnyi Melles) erwartet ihn Dinner und Modenschau. Fionnula Flanagan spielt eine elegante Gesellschaftsdame. Der Flame Sam Louwyck gibt einen geheimnisvollen Verfolger und Anführer des Pöbels. Wieder draußen, treibt es den Magier in eine riesige Küche, die einen rasanten Karriereaufstieg in die Schaumschlägerabteilung als Ausweg anbietet.
Der Originaltitel „Mr. K" verweist ganz eindeutig auf Kafkas Figur Herr K. Kafkaesk ist vieles in diesem Film. Je mehr sich das Hotel mit tropfender Textiltapete, eigenwilligen Rohren und Lichtern zu einem lebendigen Organismus wandelt, desto mystischer wird es. Dass die Wände immer näher rücken und das Zimmer von Flüchtlingen belebt wird, könnte eine gesellschaftspolitische Aussage sein. Doch die von Tykwers Kameramann Frank Griebe wunderbar in Szene gesetzte Absurdität verliert sich im aussichtslosen Chaos. Das liegt auch daran, dass unter all den kuriosen Figuren kein Charakter mehr ist, der Crispin Glovers Magier als Gegenspieler gegenübertreten könnte. Die Hauptrolle steht Glover jedoch sehr gut, der als treudoofer General in „Alice im Wunderland" und als allmächtiger Gegenspieler in „American Gods" zu sehen war. Großartige Gesichter des europäischen Kinos wie Sunnyi Melles („Triangle of Sadness"), Fionnula Flanagan („The Others") und Sam Louwyck („Bullhead") erinnern an ähnlich verrückte Werke der 80er Jahre wie „Delicatessen" von Marc Caro und Jean-Pierre Jeunet oder „Der Illusionist" von Freek de Jonge.
„Willkommen um zu bleiben"
(Belgien, Finnland, Niederlande, Norwegen 2024) Regie: Tallulah Hazekamp Schwab, mit Crispin Glover, Sunnyi Melles, Fionnula Flanagan, 96 Min., FSK: ab 12.
14.8.25
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