Kurz nachdem die junge Rosa Sauer (Elisa Schlott) im November 1943 aus dem zerbombten Berlin bei ihren Schwiegereltern in Ostpreußen angekommen ist, wird sie zusammen mit anderen hungernden Frauen ahnungslos von der SS verschleppt. In einem hochgesicherten Komplex können sie sich an einem gut gedeckten Tisch satt essen. Doch die Freude schlägt schnell in Entsetzen um, als sie erfahren, dass sie Vorkosterinnen für Hitler in seinem Versteck „Führerhauptquartier Wolfsschanze“ sind. Zunächst wird Rosa von ihren Leidensgenossinnen als feine Berlinerin verspottet. Doch als auch ihr Mann an der Ostfront vermisst wird, entstehen Freundschaften und Geheimnisse werden geteilt. Rosa selbst hat eine Affäre mit dem gefürchteten SS-Obersturmführer Albert Ziegler (Max Riemelt).
Das Historiendrama „Die Vorkosterinnen“ wurde vom italienischen Regisseur Silvio Soldini („Brot und Tulpen“) mit deutschsprachiger Besetzung gedreht. Es basiert auf dem italienischen Roman „Le Assaggiatrici“ von Rosella Postorino (bisher nicht auf Deutsch erschienen). Die Autorin ließ sich von der Biografie der Margot Woelk (1917 - 2014) inspirieren, die erst im Alter von 95 Jahren enthüllte, dass sie zur Gruppe der Vorkosterinnen gehörte, die ab 1942 Hitlers Essen vorkosteten.
Die vielen Themen - von Terrorherrschaft über Abtreibung und Verführung durch grausame Machtmenschen bis zur Judenverfolgung - bleiben in der interessanten Geschichte trotz guten Spiels vor allem von Elisa Schlott („Das Boot“) oberflächlich. Zudem raubt ein unglücklicher Schnitt mit Schwarzblenden der Dramaturgie Intensität. Ein generelles Unbehagen an Stoffen, die sich Terrorherrschaften über scheinbar unschuldige Nebenfiguren nähern, beschwört auch diese subjektive Erzählung herauf. Eine ähnliche Perspektive wie die von Hitlers Sekretärin in „Der Untergang“ bleibt weit hinter einem heutigen Verständnis wie in „The Zone of Interest“ (über das Privatleben des Auschwitz-Kommandanten Höß) zurück.
„Die Vorkosterinnen“
(Italien, Belgien, Schweiz 2025) Regie: Silvio Soldini, mit Elisa Schlott, Max Riemelt, Alma Hasun, 123 Min., FSK: ab 12.