11.3.25

September & July

Das atmosphärische Drama „September & July" entführt die Zuschauer in die außergewöhnliche Beziehung der Schwestern September und July. September (Pascale Kann) ist die Ältere, die July (Rakhee Thakrar) vor dem Mobbing der Mitschüler schützen will. Die beiden verständigen sich mit einer eigenen Pfeifsprache, manchmal verscheucht September Missliebige durch ihr Knurren. Mit blauen Regenmänteln sind sie unübersehbar, Septembers Abneigung gegen rotes Fleisch und rote Weingummis setzt sie gegen die Mutter Sheela (Rakhee Thakrar) durch. Das Familienleben ist ein ungewöhnliches mit den kreativen Fotoinstallationen der Künstlerin Sheela, welche immer nur die Schwestern zeigen. Ihr Motto: "Nur langweilige Menschen langweilen sich! Aber das Verhältnis erweist sich auch als besonders innig, wenn sich die drei ein Zelt im Wohnzimmer bauen und Schwüre der Verbundenheit austauschen.

Bestimmend - und der Originaltitel - ist das immer wieder mal sadistische Spiel „September Says": Die große Schwester September sagt etwas und July muss es tun. Das ist mal ein bizarrer Tanz, mal ein Messerschnitt am Hals. Der witzige und skurrile Ton dieses ungewöhnlichen Psychodramas ändert sich im letzten Teil: Die Handlung gewinnt an Intensität, als July ihre ersten sexuellen Erfahrungen macht und sich heftig von ihrer dominanten Schwester löst. Nicht jede Szene bis dahin war zwingend, doch die finale Überraschung für Nicht-Leser der Vorlage gibt dem intensiven Drama zusätzliches Gewicht.

Das Regiedebüt der französisch-griechischen Schauspielerin Ariane Labed („Attenberg", „The Lobster", „Assassin's Creed") basiert auf dem Roman „Die Schwestern" von Daisy Johnson. Typisch für Labed seit ihren ersten Filmen sind körperlich sehr expressive Einlagen, die sie nun an ihre jungen Figuren weitergibt. Der Stil erinnert mit unkonventionellen Erzähltechniken und surrealen Elementen an die griechische New Wave. Diese wurde auch von Labeds heutigem Ehemann Giorgos Lanthimos („The Lobster", „Poor Things") geprägt. In der Gleichzeitigkeit von Figuren wie Themen in fremden und eigenen Filmen ähnelt Labed der angesagten Starregisseurin Greta Gerwig („Barbie").

„September Says" (USA 2024), Regie: Ariane Labed, mit Pascale Kann, Mia Tharia, Rakhee Thakrar 100 Min., FSK: ab 16.