31.3.19

Monsieur Claude 2

Frankreich 2018 (Qu'est-ce qu'on a encore fait au Bon Dieu?) Regie: Philippe de Chauveron, mit Christian Clavier, Chantal Lauby, Ary Abittan 99 Min.

Man wird ja wohl noch sagen dürfen... Ja, auch der zweite „Monsieur Claude" ist ein „Man wird ja wohl noch sagen dürfen..."-Film. Und immer noch, das muss man einfach sagen, ein großer rassistischer Mist. Lachen über den Fremdenhasser darf das Publikum mit und ohne AfD-Mitgliedschaft.

Wie Monsieur Claude Verneuil und seine Frau Marie bei vier Hochzeiten und einem total komischen Rassismus gegenüber anderen Hautfarben, Nationalitäten oder Religionen zur erfolgreichen Kinokomödie wurde, war nicht nur als Zeit-Erscheinung erschreckend. „Monsieur Claude" löste gleich eine ganze Lawine von französischen Filmen aus, bei denen über hemmungslose Rassisten gelacht werden durfte. Über oder mit den Rassisten? Auf jeden Fall erleichtert - denn: Man wird ja wohl sagen noch dürfen. Nun ist es ein Knaller, dass Monsieur Claude (Christian Clavier) in seinem üppigen Landhaus in Panik ist, weil seine Frau Marie (Chantal Lauby) einen afghanischen Flüchtling im Gerätschuppen übernachten lässt. Als der sich einen medizinischen Stützgürtel anlegt, schlägt Claude mit der Schaufel zu. Es kann ja nur ein Bombengürtel sein.

Doch bis es zu solchen geschmacklichen Tiefschlägen kommt, wird extrem mühsam und langatmig eine überladene Handlung aufgebaut, die niemals in die Gänge kommt: Da machen sich die Verneuils tatsächlich zu einer Weltreise zu den Eltern ihrer vier Schwiegersöhne auf und der Film zeigt den Trip nicht. Denn alles dient nur dazu, dass Claude beim gemeinsamen Abendessen seine Vorurteile über die Länder und Menschen rauslassen kann. Aber alles ist ja gut, denn bei jeder Unverschämtheit lachen immer die drei gerade nicht betroffenen Schwiegersöhne mit. Kann also nicht so schlimm sein. Und außerdem ist der dicke, schwarze, geldgierige Schwiegervater ja selber Rassist.

Zu einem Zeitpunkt, an dem gute Filme schon auf die Zielgerade eindrehen, fällt „Monsieur Claude" der eigentliche Plot ein: Die vier Töchter wollen mit ihren Ehemännern in deren Heimat ziehen oder zumindest Frankreich verlassen. Denn Frankreich wäre antisemitisch, bemerkt der nicht besonders intelligente jüdische Versager. Und er dürfe nur Burka-Trägerinnen verteidigen, beschwert sich der Anwalt mit algerischer Abstammung. Der ängstliche Chinese ist der perfekte AfD-Kandidat: Er wohnt im sichersten Viertel von Paris und hat dauernd Angst vor Ausländern. Der Schauspieler von der Elfenbein-Küste, der endlich mal Othello spielen möchte, erhofft sich in Indien weniger stereotype Rollen.

Dass nicht nur die letzte Argumentation schizophren ist, bemerkt der Film nicht. Sonst wäre er ja eine intelligente Komödie. Auch dass die Präsentation eines fortschrittlichen Frankreichs ganz aktuell im Sinne Präsident Macrons wäre, macht diesen Film nicht anders politisch. Denn in ihrer Verzweiflung wegen in die Ferne ziehender Enkelkinder zwingt Marie Claude zu einer nationalistischen Tour mit den Schwiegersöhnen. Im TGV und irgendeinem Benzinfresser aus Frankreich geht es gähnend an die Loire, und für jeden einst ungeliebten Gatten wird vermittels fast unerschöpflicher Finanzen ein verführerisches Angebot inszeniert. So kaufen die rassistischen Schwiegereltern ein ganzes Stadttheater für mehrere Monate, damit der frustrierte und unwissende Schauspieler den „Othello" geben kann.

Die mühsame Komödie um gehässige, kleingeistige Menschen vernachlässigt ihre Handlung für rassistische Schenkelklopfer völlig. So kann das aufgeklärte Publikum wenigstens noch mal miterleben, dass man Sachen so ausspricht, wie sie früher mal waren. Der Trick ist, dass man ja nur über den Rassisten lacht. Der eigentlich eher widerlich und verabscheuungswürdig als lustig ist. Was Millionen Zuschauer genauso vehement bestreiten werden, wie sie über Juden- und Schwarzen-Witze lachen.