6.12.18

Spider-Man: A New Universe

USA 2018 (Spider-Man: Into the Spider-Verse) Regie: Bob Persichetti, Peter Ramsey, Rodney Rothman 117 Min. FSK ab 6

Dieser Spider-Man ist anders. Nicht die nächste kurzatmige Neuauflage mit großem Etat und großen Stars. In vielen Dimensionen berauscht „Spider-Man: A New Universe" als ein großartiger Zeichentrick für kleine und große Fans.

Schon die Galionsfigur der Columbia-Produktion im Vorspann zittert und verwischt wie bei TV-Bildstörungen. Dabei ist doch eigentlich alles einfach: Peter Parker wird von einer Spinne gebissen, bekommt Superkräfte, rettet die Stadt, verliebt sich und verliert einen geliebten Menschen. So erzählt es auch dieser gezeichnete Peter Parker. Während wir den typischen Teenager Miles Morales kennenlernen. Sein Vater versteht ihn nicht, die neue Schule ist doof, nur der Onkel Aaron teilt die Leidenschaft für Graffiti und Street Art. Beim Sprayen eines grandiosen Wandgemäldes im Untergrund geht es wieder los: Die Spinne beißt Miles und die Geschichte wird so richtig zum Comic. Sprechblasen und Split-Screens tauchen auf.

Doch vieles ist anders: Die Werbung in New York preist „Koka Soda" an, der neue Spider-Man Miles ist schwarz und vorerst bleiben nur die Street Art-Sticker bei ihm kleben. Da der große Schurke Kingpin mit einer gewaltigen Maschine seine Familie aus einem Parallel-Universum zurückholen will, tauchen aus verschiedenen Dimensionen noch andere Spider-Leute auf. Spaßig, was da alles aus dem bunten Chaos kommt: Ein ganz dunkler Spider-Man aus einem (Film-) Noir-Comic. Das Spider-Schweinchen Porky Parker, das schon mal den Spruch „That's all Folks" von seinem Warner-Kollegen Porky Pig klaut. Neben dem extrem coolen Spider-Girl Gwen, die einen eigenen Film verdient, hilft auch die japanische Variante aus: Peni Parker hat sich mit ihrer Spinne angefreundet, die jetzt in ihrem riesigen Roboter-Kumpel lebt.

Ein zweiter Peter Parker ist nach Scheidung und wenig diszipliniertem Leben ziemlich runtergekommen. Jeder macht Witze über sein Bäuchlein und die Jogginghose. Ausgerechnet er, der keine Kinder haben wollte, wird zum älteren Buddy für Miles. Bringt ihm das Fliegen am Spinnenfaden bei und auch die üblichen Superhelden-Sprüche.

Actionreich spielt dieser andere „Spider-Man" mit Dimensionen und Stilen, stellt Brooklyn auf den Kopf, veralbert im Zitat die vorherigen Verwertungen. Dabei ist vor allem die Action zeichnerisch sensationell. Dieses neue Universum ist ein junger Film, der seinen jungen Zuschauer etwas zutraut und traditionelle Zuschauer überfordern könnte. Für alte Fans gibt es nicht nur das übliche Stan Lee-Cameo, sondern viele, viele nette Hinweise. Auf einer Anrufliste versteckt sich beispielsweise der erste Spiderman-Zeichner Steve Ditko, die futuristische Kleiderkammer von Peters Tante May zeigt legendäres Latex. Die ganz große Musik ist besonders bei den Szenen mit dem düsteren Onkel Aaron spannend. Dazu gibt es eine gute Portion Küchen-Psychologie und die rührende Annäherung zwischen zu strengem Vater und Teenie-Sohn. Die Regisseure Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman schufen zusammen mit Drehbuch-Autor Phil Lord („The Lego Movie", „21 Jump Street") ein sehenswertes Parallel-Universum jenseits der üblichen Marvel-Langeweile.