6.11.18

Nur ein kleiner Gefallen

USA 2018 (A simple favor) Regie: Paul Feig, mit Anna Kendrick, Blake Lively 117 Min. FSK ab 12

Was passiert, wenn eine hyperaktive und schwer erträglich spießige Helikopter-Mutter auf eine heiße Killerin trifft? Es kommt ein Film mit viel Stil, noch mehr Überraschungen und gemischten Gefühlen heraus. Die sind auf dem Theater erwünscht, aber im Genre der spaßigen Psycho-Thriller hängen sie wie der Rest zwischen den Stühlen.

Bloggerin Stephanie (Anna Kendrick) langweilt mit ihren Haushalts-Tipps auf „Hi Moms!" nicht allzu viele Zuschauer. Bis sie vom Verschwinden ihrer ganz neuen Freundin, der extravaganten Mode-PR-Chefin Emily (Blake Lively) erzählt. Ein graues Mäuschen mit Streberin-Gen darf ins perfekt gestylte Leben einer souveränen Problemlöserin eintreten. Was die lässige Zynikerin am Naivchen findet, bleibt unklar. Doch wie Emily unterschätzen auch wir Stephanie. Die findet nämlich das Geheimnis der bald tot in einem See auftauchenden Freundin heraus. Und übernimmt nebenbei deren Ehemann, Wohnung und Kleiderschrank. Polizei und Witwer spielen nur eine Nebenrolle im folgenden Zicken-Krieg. Wie der möglich ist, obwohl Emily doch tot war, gehört zu den vielen Wendungen, die „Nur ein kleiner Gefallen" den Schwung erhalten.

Anna Kendrick („Pitch Perfect") steht eine Weile unter Verdacht von etwas mehr Tiefe unter der gähnend stillen Oberfläche, bleibt aber eine langweilige Figur. Den Twist einer unauffälligen Psychopathin gönnt uns Erfolgs-Regisseur Paul Feig („Spy: Susan Cooper Undercover", „Brautalarm") nicht, das wäre vielleicht auch zu verstörend für die Zielgruppe. Blake Lively („Für immer Adaline") spielt mehrere Gesichter mit Verve aus, doch die tödliche Blonde muss in solch einem Film am Ende wieder verlieren. Und mit ihr die Hoffnung auf mal andere Unterhaltung unter glatter Hollywood-Oberfläche. Diesen Gefallen tut uns der Film nicht. Denn an Hitchcock denkt man hier nur ebenso kurz wie an schwarzen Humor.