9.7.17

Spider-Man: Homecoming

USA 2017 Regie: Jon Watts mit Tom Holland, Robert Downey jr., Michael Keaton, Marisa Tomei 135 Min

Das Genre für kleine und große Jungs liefert diesmal tatsächlich einen Kleine-Jungs-Film. „Spider-Man: Homecoming" ist Highschool-Film mit Action-Ende. Und gleichzeitig Familien-Film in dem Sinne, dass die Marvel-Familie bei ihren Action-Figuren Nachwuchs in Form eines Spider-Boys bekommt. Iron Man kümmert sich väterlich um ihn, etwas mehr Fürsorge bei Drehbuch und Inszenierung hätten dem verzogenen Film gut getan.

Ein kindischer Peter Parker (Tom Holland) hat auf einem Privat-Video die Ereignisse aus dem letzten Avengers-Film aufgenommen, als er in Berlin kurz seinen Idolen helfen konnte. Seitdem lässt er sich brav in der Schule hänseln, erzählt von einem Praktikum bei Tony Stark, hilft aber nur als unbeschäftigter Clown alten Damen über die Straße und Fahrraddiebe zu fassen. Während dieser Mini-Superheld auf der Reservebank auf den nächsten Auftrag von Mr. Stark wartet, stolpert er über Gangster, die außerirdisch aufgepimpte Waffen verkaufen. Doch bis sich das Ganze zu einer letzten halben Stunde echtem Avengers-Film verdichtet, fühlt man sich sehr lange im falschen Film - einem „overdressed" Highschool-Film in unnötigem 3D.

In einer Welt, in der die Superhelden normal unter uns leben, sehen wir viel Klamauk und Peter Parker als Super-Tollpatsch. Selbst sein Superhelden-Anzug, Leihgabe von Tony Stark, ist viel klüger als er. Ein lustiger, dicker Freund gibt den albernen Sidekick. Für die kleine Liebesgeschichte hat Parker keine Zeit, weil er ganz allein die Welt retten muss. Wenigstens die Verbrecher sind ernsthafte Figuren: Kurz und knapp wird Michael Keaton als neuer Bösewicht The Vulture eingeführt. Eigentlich ein gelinkter Handwerker, der außerirdische Waffen verkauft und in metallischem Vogel-Anzug rumfliegt. Derweil wirkt auch Darsteller Tom Holland wie ein Schuljunge zwischen den exzellenten Keaton und Robert Downey jr. Erwachsen wird nur der Anzug von Spider-Man, der sehr Iron Mans Rüstung ähnelt.

Man klammert sich trotz weniger kurzer Auftritte, bei denen meist sein Hightech-Anzug alleine rumfliegt, an die herausragenden Iron Man-Szenen. Tony Stark versucht sich an Spider-Kid als Erzieher und will ein besserer Vater sein, als der, den er selbst hatte. Das Gefälle in der Marvel-Hierarchie macht auch klar, dass Captain America nur als Witznummer auf Video auftaucht.

Echte Action-Szenen lassen lange auf sich warten. Erst in der letzten halben Stunde des wieder mal viel zu langen Rumgemaches ergibt sich mit Keaton und Downey jr. ein halbwegs interessanter Superhelden-Film. Davor langweilten zwei Geschichten und zwei Filme, halbgar verquickt. Keine originelle Vermengung der Genres, ein grobes Nebeneinander von sehr abgestandener Schüler-Story und auch nicht origineller Gangster-Klamotte. Durch die einzige Überraschung erhält alles noch eine richtig gute Wendung, leider viel zu spät. Die Vernetzung der Marvel-Filme fällt hier besonders dreist aus, sollen doch mit einer besonders infantilen Avengers-Ausgabe noch mehr Jugendliche für diese Film-Monokultur angefixt werden. Ärgerlich im Detail wie im großen Ganzen.