12.9.16

Auf Augenhöhe

BRD 2016 Regie: Evi Goldbrunner, Joachim Dollhopf mit Luis Vorbach, Jordan Prentice, Ella Frey 99 Min. FSK: ab 6

Ein Jugendfilm, ein junger Film: „Auf Augenhöhe" bringt frisch und lebendig einen Jungen aus dem Kinderheim zu seinem Vater. Dass der fast einen Kopf kleiner als sein Sprössling ist, stellt nur eines von gleich mehreren Themen dar, die der sehr gelungene Film locker rüberbringt.

Der zehnjährige Halbwaise Michi (Luis Vorbach) leidet unter der Situation im Kinderheim, den Gemeinheiten grausamer Mitbewohner, den Freundschaften, die nicht halten. Vor lauter Verletzungen ist er verschlossen und einsam, hat Schwierigkeiten, mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Da platzt ein Brief in sein Leben, den seine verstorbene Mutter an einen gewissen Tom schrieb. Michi ist sich sicher: Dieser Unbekannte muss sein Vater sein! Der Junge zieht los in die Stadt und ist schockiert: Tom (Jordan Prentice) ist kleinwüchsig!

Nach einem holprigen ersten Treffen zieht der Junge aber doch recht rasant bei Tom ein. Zum Glück - auch für diesen Film - sind gerade Ferien. Beim vorsichtigen Annähern lernen wir den Alltag eines Kleinwüchsigen kennen, aber Michi erfindet auch bei seiner neuen Freundin immer wieder neue Lügengeschichten, weil er nicht zu seinem neuen Vater steht.

Der ziemlich kleine Vater „Auf Augenhöhe" mit seinem spät entdeckten Sohn, dies ist Sinnbild für einen tollen Film, in dem Kinder nicht von oben herunter betrachtet werden. Zuerst spielt er raffiniert mit Michis Erwartungen, wer denn von den stattlichen Männern aus dem Ruder-Achter sein Vater sein könnte. Dann überlässt er die meisten blöden Wortspiele den anderen und macht sich nicht wie „Mein ziemlich kleiner Freund" selbst einen Spaß auf Kosten von Kleinwüchsigen. Selbst Toms Freunde aus dem Ruderclub müssen überdenken, wie sie mit ihm umgehen.

Das alles wurde auch vom jungen Luis Vorbach super gespielt. Nur schade, dass der englischsprachige Jordan Prentice schlecht synchronisiert wurde. Die denkbare Fortsetzung von „Taxi" (nach dem Roman von Karen Duve) bekommt gleich mehrere Themen richtig gut zusammen erzählt und bedient sich dabei keiner Klischees, keiner einfachen Hollywood-Lösungen.