29.7.16

Maggies Plan

USA, Großbritannien 2015 Regie: Rebecca Miller mit Greta Gerwig, Ethan Hawke, Julianne Moore 99 Min. FSK: ab 0

Gerade war sie in „Wiener Dog" noch als Dawn Wiener zu erleben, jetzt ist Greta Gerwig als Maggie wieder voll und ganz „die Gerwig": Neurotisch, chaotisch, umwerfend selbstüberzeugt und gleichzeitig unendlich naiv auf entwaffnende Weise. Bestens aufgehoben und eingebettet ist Gerwig hier in einem jungen und weiblichen Woody Allen-Film, der tatsächlich von der Schauspielerin, Schriftstellerin und Regisseurin Rebecca Miller („Pippa Lee", 2009) stammt.

Wie bei Woody Allen geht es direkt zur Sache und das mit vielen herrlich weiblich komischen Dialogen: Mit ihrem Ex-Freund aus Studienzeiten bespricht Maggie (Greta Gerwig) ihren Kinderwunsch. Der ist stark, auch wenn keine ihrer Beziehungen länger als sechs Monate hält. Deshalb hat sie einen ehemaligen Studien-Kollegen und jetzigen „Gurken-Unternehmer" als Samenspender erkoren. Sonst will sie nichts von ihm, höchstens noch ein Glas der leckeren Gurken. Eine schon umwerfend peinliche und komische Situation. Aber ausgerechnet als die Befruchtung im Do-it-yourself-Verfahren vollzogen ist, klingelt dieser nette, charmante und nicht nur intellektuell faszinierende Kollege John (Ethan Hawke) von der Uni, der von seiner noch klügeren Frau furchtbar ausgenutzt wird...

Drei Jahre später sind Maggie und John ein Paar. Eltern sind sie auch, wobei sich Maggie ziemlich oft zusätzlich noch um die Kinder aus Johns erster Ehe kümmert. Und um den Haushalt. Und um seinen Roman, der die beiden eigentlich zusammenbrachte, aber einfach nicht fertig wird. Vielleicht weil John stundenlang die Psyche seiner Ex am Telefon wieder aufbauen muss?

Da ganz bitter die Rollen gewechselt wurden und diesmal John die narzisstische Rose und Maggie die Gärtnerin ist, will sie den Mann wieder loswerden. Dessen Ex, die exzentrische Wissenschaftlerin Georgette (Julianne Moore), findet die Ideen nach kurzem Beleidigtsein gar nicht so schlecht und John findet sich nach weiterem wunderbarem Hin und Her auf der Straße wieder - mit herrlicher Aufregung, für die sich niemand interessiert.

Rebecca Miller legt zusammen mit Greta Gerwig und der grandios zickigen Julianne Moore eine Frauengeschichte hin, für die sich auch jederman(n) begeistern kann. Die trotzige Familienplanung an allen Realitäten vorbei, die eigenwillige Beziehungs-Gestaltung, die scheinbar ein Rückgaberecht des Partners an die betrogene Ex einschließt. Das sind moderne großstädtische Intellektuelle, deren Verhalten reizvoll verrückt und gleichzeitig sehr treffend erscheint. So wie Gerwig changiert der Film zwischen völliger Künstlichkeit und spontanen Ausbrüchen von purem Natürlichen. Zum Spaß gehört auch, dass Miller herrlich der Künstler- und Intellektuellen-Szene New Yorks spottet, die sich mit so etwas wie „fikto-kritischer Anthropologie" beschäftigt.

Greta Gerwig ist Profi für solche Filme und Rollen, seien sie von ihrem Partner Noah Baumbach oder von der als Schriftstellerin wie Regisseurin gleichermaßen exzellenten Rebecca Miller. (Genau, die Tochter von Arthur und die Frau von Daniel Day-Lewis, was allerdings nichts mit ihrem Können zu tun hat.) Gerwig begeistert wieder mit ihrer Art der „Funny walks", mit ihren Gesichtsausdrücken dauernden Staunens über die große, große Welt und ihre gemeinen Überraschungen. Miller liefert eine tolle, sehr komische und kluge Überraschung der angenehmsten Art.