16.3.15

Das ewige Leben

Österreich, BRD 2014 Regie: Wolfgang Murnberger mit Josef Hader, Tobias Moretti, Nora von Waldstätten 123 Min. FSK: ab 12

Ja, tatsächlich, jetzt ist schon wieder was passiert, um den beliebtesten Aufmacher in Kritiken zu „Das ewige Leben" einfach noch mal zu übernehmen. Etwas eigenes, ähnlich Originelles oder Schräges, wie es der Autor Wolf Haas zwischen die Zeilenzwischenräume seiner Brenner-Romane schreibt, kriegt man eh nicht hin. Der Film schon, er muss ja auch nicht schreiben, filmt stattdessen ähnlich erheiternd schräg. Mit dem Besten, was die Casting-Karten Österreichs hergeben. Ausgenommen Christoph Waltz, aber der gehört ja eh zu Hollywood, wie dieser junge Maler aus Braunau doch eh zu … aber das ist eine andere Geschichte.

Diese ist die von Brenner (Josef Hader) der ziemlich abgebrochen nach Graz zurückkehrt, in die Stadt seiner Jugend, weil ein geerbtes Haus dort gerade noch so steht. Bald stolpert der ehemalige Privatdetektiv über Leichen, und fast war er selbst eine davon. Denn Haas-Krimis und -Filme sind so besonders, dass sich der Held der Geschichte relativ bald eine Kugel in den Kopf schießen kann und trotzdem Held der Geschichte bleibt. Was das Drehbuch zur wunderbaren Aufnahme eines fast Toten führt, der beobachtet, wie eines Katze das Blut leckt, das aus eigenem Hirn läuft!

Doch war dabei nicht das Buch wesentlich weniger eindeutig? Zweifelte Brenner die Theorie des eigenen Selbstmordes nicht heftig an, auch wenn er sich schon gerne die furchtbare Migräne aus dem Hirn geschossen hätte? Hier müssen wir die eigene Erinnerung bemühen, die von Brenner ist wegen der Kugel im Kopf nicht mehr die beste. Tatsächlich hat der Film die Handlung gekonnt gestrafft, ein paar Neonazis unter den Teppich der Geschichte gekehrt, der mysteriöse Erzähler verschwindet bis auf einen kurzen Off-Text. Den Psychologen mit der Frau vom Aschenbrenner (Tobias Moretti), der allseits als attraktiv empfundenen Dr. Irrsiegler (Nora von Waldstätten) zu einer Figur gemacht. Und ja, im Buch kamen ein paar Dinge besser zueinander.

Doch auch in der vierten Verfilmung von einem der acht Brenner-Romane des Autors Haas, der das Drehbuch mit Josef Hader und Regisseur Wolfgang Murnberger schrieb, kommen Film und Brenner insgesamt trefflich zusammen: Die sehr eigentümliche Sprache mit den grammatikalisch gerne mal unkorrekten Sätzen wird zu einer herrlich eigentümlichen Bildsprache mit besonders schrägem Licht, reizvollen Perspektiven, einer ins übersichtliche Graz hingefläzten Atmosphäre sowie einer Ausstattung zwischen Retro und Kult. Die Spannung des Who-done-it ist da, selbst wenn eine der atemlosesten Verfolgungsjagden auch eine der langsamsten ist - noch dazu mit dem Moped. Auch dieser Brenner-Film pflegt einen wüstentrockenen und schwarzen Humor. Verkörpert vom ewigen Brenner-Darsteller, dem Kabarettisten Josef Hader. Nur er bringt Situationen wie den auch angetrailerten „Polizeischutz beim Scheißen" derart göttlich rüber. Sehr derangiert, also jetzt auch äußerlich, mit hängenden Schultern macht Hader den Verlierer zum eigentlichen Sieger. Denn wenn er wegen der „alten Geschicht'" mit seinem ehemaligen Kumpel und jetzigen korrupten Polizei-Chef Aschenbrenner meint „Wenn ich nicht so geworden bin wie du, hab ich was erreicht im Leben", ist das eine schöne Gradlinigkeit - meinetwegen bis in den Abgrund.