1.9.15

Ricki

USA 2015 (Ricki and the Flash) Regie: Jonathan Demme mit Meryl Streep, Kevin Kline, Mamie Gummer 102 Min. FSK: ab 0

Wie sehr kann ein Film enttäuschen? „Ricki" ist ein Fall für die Lehrbücher, weil gleich der hervorragende Regisseur Jonathan Demme, die berühmte Hauptdarstellerin Meryl Streep und die äußerst gehypte Drehbuchautorin Diablo Cody („Juno", „Young Adult") einen Musik-Film zum Abgewöhnen fabrizierten.

In „Ricki" – hirnrissiger Untertitel „Wie Familie so ist" - ist Meryl Streep als alternde Rockerin und reuige Mutter völlig fehlbesetzt. Sie spielt die gescheiterte Existenz Ricki, eine alte Gitarristin, die einst alles für ihren Traum, ein Rockstar zu werden, aufgegeben hat. Jetzt hat ihre Tochter Julie (Mamie Gummer) versucht, sich umzubringen, und der Exmann Pete (Kevin Kline) ruft die unwahrscheinlichste Helferin herbei, weil seine Neue gerade auf Geschäftsreise ist.

Die sehr vorhersehbare Familienzusammenführung macht aus der abweisenden, neurotischen Tochter eine Freundin, überwindet die Ängste der unzuverlässigen Mutter, bewältigt nebenbei noch Bindungsängste und endet bis zum Hals in Friede-Freude-Hochzeitstorte. Dazu gibt es Musik, die so konservativ und verstaubt rockt, wie es nur in den USA denkbar ist, wo Rock und Rebellion auch Antipoden sein können. Dass ausgerechnet die unerträglich lahme Musik von Rickis Band bei der Hochzeit des Sohns für Aufregung sorgt, ist der größte Klops des Drehbuchs.

So liefert Jonathan Demme, immerhin der Regisseur von „Das Schweigen der Lämmer", nach großartigen Neil Young-Filmen und dem legendären „Stop Making Sense" seinen schlechtesten Musikfilm überhaupt ab. Autorin Diablo Cody verspielt ihren guten Ruf von „Juno" endgültig. Meryl Streep glaubt man keine Sekunde die Kassiererin, die abends in einer schäbigen Bar rockt und vor Schulden nicht mehr weiter weiß. Der Europapremiere in Locarno blieben Streep und das ganze Team wohlweislich fern.