13.4.15

Das Glück an meiner Seite

USA 2014 (You are not you) Regie: George C. Wolfe mit Hilary Swank, Emmy Rossum, Josh Duhamel 102 Min. FSK: ab 6

Was passiert, wenn eine schlampige, unzuverlässige, promiskuitive Chaotin bei einer ordentlichen, erfolgreichen Pianistin mit schwerer Krankheit landet? Nein, dann haben wir nicht das weibliche Remake von „Ziemlich beste Freunde". Hilary Swank und Emmy Rossum spielen hier zwei sehr unterschiedliche Frauen, die sich gegenseitig gut tun und helfen - bis zum traurigen Ende.

Die erfolgreiche Pianistin Kate (Hilary Swank) bewohnt ein steriles, kaltes Luxushaus und wird nach Ausbruch der Nervenkrankheit ALS von ihrem perfekt gestylten Ehemann fürsorglich lieblos gepflegt. Mit der neuen, scheinbar in jeder Hinsicht ungeeigneten Pflegerin Bec (Emmy Rossum) fegt ein frischer Wind durch die Design-Hütte: Die immer wieder und auf jedem Gebiet scheiternde Studentin ist herrlich chaotisch, schlampig, ungezügelt, unverschämt direkt aber ehrlich. Ihr Fluchen irritiert zudem das feine Paar, bei dem immer alles klinisch sauber ist.

Bec ist eine Katastrophe wenn sie Kate auf der Toilette den Hintern abwischen soll, selbst wenn sie einen Smoothie mixen will und dabei die Küche mit Gemüse neu tapeziert. Doch nach anfänglichen, krassen und auch komischen Ausfällen wird der Film mit dem sinnfreien deutschen Titel „Das Glück an meiner Seite" zum Beziehungsdrama. Nicht zwischen Kate und ihrem Ehemann, der ziemlich schnell nach einem Seitensprung rausfliegt. Der Film ist die Geschichte von Kate und Bec, mit ein paar Geschichten drum herum und den persönlichen Dramen von zwei sehr unterschiedlichen Frauen.

Regisseur George C. Wolfe erzählt nach Michelle Wildgens Roman „You're Not You" die Emanizipations Kate von ihrem ordnungsliebenden Ehemann, vom freud- und humorlosen Leben. Dem gegenüber steht recht schematisch Becs wildes Nacht- und Liebes-Leben. Die Freundschaft auf den ersten Blick sorgt dafür, dass beide viel Spaß haben und Bec neben der Verantwortung für Kate auch verantwortlicher mit ihrem eigenen Leben umgeht. Wobei die Pflegerin sogar mehr vom Pflegefall abhängig ist, als umgekehrt.

Das geriet vorhersehbar sympathisch und witzig, wenn die beiden mit einer andern Kranken deren medizinisch verschriebenes Marihuana genießen und Kate endlich mal völlig losgelöst ist. Das ist zum Ende hin unausweichlich rührend und ergreifend. Den ein- aber nicht besonders feinfühligen „You're Not You" könnte man in eine Reihe der Krankenfilme einsortieren, mit dem gerade auf DVD veröffentlichten deutschen ALS-Roadmovie „Hin und weg", der Alzheimer-Geschichte „Still Alice", Stephen Hawkings „Die Entdeckung der Unendlichkeit" oder dem polnische „In meinem Kopf ein Universum". Es ist aber vor allem wie „Ziemlich beste Freunde" nicht so sehr der Umgang mit schrecklicher Krankheit, deren wirkliche Heftigkeit im Hollywood-Stil ausgeblendet bleibt. „Das Glück an meiner Seite" feiert mit tollem Schauspiel das Glück, sich für und mit einem „anderen" Menschen zu öffnen und sich dabei selbst neu zu entdecken.